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karolingischen Landkirche repräsentiert", sagt der Text. Insbesondere die Ostwand des
rechteckigen Kirchenraumes (der ursprünglich flach überdeckt war) ist wichtig. Sie zeigt
drei Wandnischen (statt drei Apsiden), die von Hufeisenbogen mit Stuckarchitektur
eingerahmt sind, ligurale Wandmalereien aufweisen und noch die hölzernen Altarmensen
mit Pnrtatilevertiefung erhalten haben.
Die sorgfältige Aufdeckung der Malereien sowie der zerstörten Umrahmung mit Resten
der Stuckomamentik ermöglichte eine Feststellung der Entstehungszeit und eine Rekon-
struktion des Bautypus. Diese archäologische Arbeit wurde vorn Autor mit großer Liebe
und Sachkenntnis verrichtet und verhilft dem kleinen Bauwerk zu einer wichtigen Stellung
in der Denkmälerfolge des frühen Mittelalters. Man vermißt nur die maßgerechte Darstellung
von Grundriß und Schnitten, die auch dern Baufachmann ein Urteil ermöglichen würde.
DUARD VON ENGERTH VON R. E. VON SCHICKI-Ifk Der einst so
hoch geschätzte. mit allen einem Künstler zugänglichen Ehren, Anerkennungen,
Begünstigungen der Behörden und des Publikums reich beglückte Eduard von Engerth ist
ebenso gründlich vergessen worden, wie er einst gefeiert war. Allerdings lag wohl auch
das Schwergewicht seiner Betätigung in einem öffentlichen Wirken, das leicht in den
Schatten gerät. Seine Tätigkeit als Galeriedirektor, als Lehrer, als Repräsentant der
akademischen Kunst bei Ausstellungen, Kongressen, Vereinigungen ist fast nur seinen
Zeitgenossen in lebhafter Erinnerung geblieben. Sein Wirken als Historienmaler ist durch
wenige Galeriewerke und mehrere Wandbilder charakterisiert, deren größere Zahl in der
Altlerchenfelder Kirche zu finden sind, einem Bau, der wie Engerth selbst an der Grenze
zweier einander fremder Kunstströmungen steht. Von seiner „Verhaftung der Familie des
Königs Manfred" (vollendet 18 5 3), dem repräsentativen Werk Engerths in den l-Iofmuseen,
sagte er etwa 20 Jahre später: „Wie rasch ändern sich die Zeitanschauungen; damals galt
diese Arbeit für eine reale Kunstweise, und man machte ihr diesen Vorwurf, heute gilt sie als
zu ernst und stilisiert." Wenn uns heute (1915) das Wirken Engerths beschäftigt - das
vorliegende Buch gibt dazu Veranlassung -, so ist es gerade jener Stilismus, der den
Schüler Kupelwiesers und Interpreten Führichs kennzeichnet, der uns heute wieder zur
kurzen Beschäftigung mit seinen Werken anregt. Außerdem sind lebendige Worte eines
seiner Schüler - Karl Kargers - in dem Buche wiedergegeben, die uns die Persönlichkeit
Engerths und das Kunstleben um die Mitte des XlXJahrhunderts in Wien vergegenwärtigen.
Sonst dient das Buch wohl mehr persönlichen Gefühlen als künstlerischen.
MITTEILUNGEN AUS DEM K. K. ÖSTER-
REICHISCHEN MUSEUM 50' t
IE GLASAUSSTELLÜNG, welche insgesamt 31.876 Personen besuchten,
wurde am 10. Oktober geschlossen.
ESÜCH DES MUSEÜMS. Die Sammlungen und Ausstellungen des Museums
wurden im Monat Oktober von 7.980 Personen, die Bibliothek von 1.380 Personen
besucht. - Mit Rücksicht auf Installationsarbeiten, welche im Säulenhofe des Museums
vorzunehmen sind, wird vom 26. Oktober angefangen für kurze Zeit nur die keramische
und Glassammlung einschließlich des Alt-Wiener Porzellanzimmers und die Bibliothek
zugänglich sein.
' Kunstverlag Anton Schroll h (30., G. m. b. H.