Abb. io. Pilgemde Bäuerin,
Nußholz und Elfenbein, Art
des Simon Troger
Apostel anwesend, von denen zwei vor dem Lager Mariens
mit gerungenen Händen auf dem Boden sitzen. In der Dar-
stellung auf der Tafel rechts sitzen sich Jesus, der König des
Himmels, mit segnend erhobener Rechten und die heilige
Jungfrau mit gefalteten Händen auf truhen-
artigen Sitzen dicht gegenüber. Ein von oben
kommender Engel setzt Marien die Krone aufs
Haupt, rechts und links steht auf den Truhen
noch je ein Engel mit geschwungenem Weih-
rauchfaß.
Wie ich schon in meiner, in diesen Blättern
(1912, Seite 707) erschienenen Rezension der
„Werke derKleinplastik' ' vonJulius vonSchlosser
bemerkte, beiindet sich in der Elfenbeinsamm-
lung des Linzer Museums ein Hochrelief, das
in allen wesentlichen Beziehungen eine enge Ver-
wandtschaft mit dem bei Schlosser, Band 2, Tafel 39,
abgebildeten großen Relief der Marter des heiligen
Sebastian aus dem Jahre 1655 verrät (Abb. 7). Sogar
in den Maßen stimmt das Linzer Elfenbeinrelief, das
gleichfalls das Martyrium des heiligen Sebastian, aber
in weniger figurenreicher Darstellung behandelt, mit
dem Wiener Relief fast vollkommen überein (Höhe
53 Zentimeter, Breite 81 Zentimeter). Eng verwandt
ist ferner die ganze Komposition der beiden Arbeiten,
die Art, wie das Relief von den vollrunden Figuren im
Vordergrund bis zur zarten, silhouettenartigen Andeu-
tung des Hintergrundes zurückgeht, die Typen und die
Bewegungen des Heiligen und seiner Schergen, die reiche malerische
Behandlung des Vordergrundes mit den
zerbrochenen Felsenplatten, den Pflanzen
und allerlei kleinem Getier, der Duktus und
die Art der Anbringung derJahreszahl (1 657)
auf einer Felsentafel im Vordergrund und
so weiter. Das Wiener Relief wurde, wie
von Schlosser mitteilt, 187g aus Laxen-
burg übernommen; das Linzer Seitenstück
1844 vom Museum angekauft. Über die
Provenienz gewährt der Ankaufsakt leider
keinen weiteren Aufschluß, doch liegt die
Vermutung nahe, daß es sich um einen
Ankauf aus österreichischem Privatbesitz
handelt, so daß für beide Arbeiten wohl eine
österreichische Provenienz angenommen
Abb. x 1. Canadej (Turin), Caritas, Elfenbein,
um 1790