von ihm beigebrachten Abbildung begnügt und so ist es zu erklären, daß
in den letzten Jahrzehnten des vorigen Jahrhunderts in der Literatur über das
Schwert nur Gemeinplätze zu lesen waren und daß die Abbildung, die schon
bei Bock die Gestalt des Schwertes falsch wiedergab und im Detail über
das Erhaltene hinausging, durch Nachzeichnen immer mehr entstellt wurde.
Die Zeichnungen in A. Demmins „Kriegswaffen" und W. Böheims „Waffen-
kunde" bieten abschreckende Beispiele der Entstellung dieses Bildes. Man
besaß zwar eine mustergültige Aufnahme des Schwertgriffes imF.B.Mikovec'
„Photographischen Album der böhmischen Altertümer" (Prag 1862; Heft 9,
Taf. III), die durch einen kurzen, von F. Bock inspirierten Text begleitet
wurde, diese ist aber wahrscheinlich in Vergessenheit geraten und man
mußte mit Bocks Holzschnitt vorliebnehmen.
Schon Bock hat auf die „romanischen Laubornamentationen, wie sie in
der Frühzeit des XI. Jahrhunderts gang und gäbe waren", sowie auf die
„bekannten Bandverschlingungen" und die auf dem Knauf und Parierstange
zu sehenden „phantastischen Tiergestalten, die deutlich an die arabesken-
artigen historisch figurierten Kapitäle des XI. Jahrhunderts erinnern", hin-
gewiesen und auf die unleserlichen Überreste der „lateinischen Buchstaben"
auf der Schwertklinge aufmerksam gemacht. B. Grueber" und alle, die später
über das Schwert geschrieben haben, übernahmen Bocks Ausführungen,
ohne sie einer Kritik zu unterziehen.
Die Arbeiten der böhmischen Kunstforscher haben nichts Bedeutendes
über das Schwert gebracht. J. L. Pfc reproduzierte anläßlich der retrospektiven
Ausstellung in Prag im Jahre 1891 eine gute Abbildung des Schwertes und
sprach die Meinung aus, daß das Ornament des Griffes irischen Charakter
zeigt und die Entstehung des Schwertes in das ausgehende X. oder
beginnende XI. Jahrhundert zu setzen ist." Eine genaue Beschreibung des
Schwertes, die mit tadellosen Abbildungen versehen wurde, veröffentlichte
der gelehrte Kanonikus des Prager Domes Dr. A. Podlaha in einem Aufsatze
derPrager archäologischen Mitteilungen und konstatierte, daß das verwischte
Ornament des Knaufes und der Abwehrstange zwei verschlungene Drachen-
gestalten, die durch phantasievolle Bandverschlingungen umwickelt sind, in
sich birgt."""' In der böhmischen Kunsttopographie hat Podlaha anläßlich
der lnventarisierung des Prager Domschatzes die Beschreibung und
Abbildung neuerlich gebracht-l-
Die ungarische archäologische Literatur beschäftigte sich wiederholt
mit dem Schwerte, welches, bevor es durch Anna, Schwester des Königs
Stephan V., nach Prag verschleppt wurde, einen Bestandteil der ungarischen
Kroninsignien bildete. Eine Abbildung des Schwertes nach der Reproduktion
' Mitteilungen der k. k. Zentralkommission, XVIl (1871), „Die Kunst des Mittelalters in Böhmen",
Seite XXXV.
n In „Pamätky archeologicke a mfstopisnd" (Archäologische und topographische Mitteilungen) XV
(1891), Seite 324.
3'" XIX (1900), Seite 1525.
1' Kunsttopographie ll, „Der Domschatz in Prag" (1903), Seite 16. Abb. 10, 11; eine andere Bearbeitung
desselben Materials ist in der Publikation „Chrämovy poklad Sv. Vfta" (Prag 1913), Seite 194, zu finden.