stark nach oben gekrümmt. Die Gliederung des Knaufaufsatzes ist scharf
ausgeprägt. Diese Merkmale treten uns auch bei dem Schwerte des heiligen
Stephan entgegen, jedoch sind sie nicht so stark betont, was wohl einerseits
auf die Verschiedenheit des Materials, dessen Beschaffenheit die Form ver-
schieden beeinflußt haben mag, zurückzuführen ist, andererseits aus dem
Umstande, daß der Beingriff des St. Stephan-Schwertes stark abgegriffen
ist, erklärt werden kann. Das spröde Elfenbein hat die Formen, die im Eisen
ihren Ursprung genommen haben und der Technik der Eisenbearbeitung
entsprachen, nur mit einem gewissen Widerstand angenommen. Daß diese
prägnante Eisenform viel von ihrer Schärfe in einem anderen Material
einbüßen mußte, beweist das späte Wikingerschwert (XII. Jahrhundert)
des Bromberger Museums, dessen aus Hirschhorn geschnitzter Knauf und
Parierstange ähnliche Verflachung der Formen aufweist? Eine weitere
Frage, die sich bei der Betrachtung des Schwertes aufdrängt, geht dahin,
ob auch das geschnitzte Ornament des Griffes die nordische Provenienz
des Schwertes wahrscheinlich erscheinen läßt. Die Oberfläche des Knaufes
ist so abgegriffen, daß seine ornamentale Ausschmückung fast gänzlich
verlorengegangen ist. Man kann nur geringe Spuren des einst tiefen
Einschnittes am unteren Rande des Knaufaufsatzes beobachten, die jedoch
kein Urteil über das Ornamentmotiv zulassen. Weit besser erhalten ist das
Ornament der Abwehrstange, welches nur auf ihren beiden schmalen
Seiten zur Unkenntlichkeit verwischt wurde. Auch sonst hat das flache Relief
der Parierstange seinen plastischen Wert vollkommen eingebüßt, nichts-
destoweniger sind da durch die tiefen Einschnitte die Komposition des
Ornaments, seine Gliederung und Gruppierung sowie einige Details erhalten
geblieben. Es unterliegt keinem Zweifel, daß das Grundelement des Ornaments
auf beiden Seiten der Abwehrstange zwei Drachengestalten bilden, deren
Köpfe ganz unkenntlich sind. Sie sind symmetrisch um die Schwertachse
gruppiert und ihr Bandgeschlinge verliert sich in einem unkenntlichen Blatt-
werk; nur hie und da sind Halbpalmettenmotive wahrzunehmen. Der Stil des
Ornaments weist die Merkmale der jüngeren nordischen Ornamentik auf, in
der das frühmittelalterliche nordische Tierornament nachlebt." Sehr nahe
verwandte Schnitzereien können wir in den Beinplatten des Kordula-Schreines
im Dom von Kammin sowie in den Beinplatten des nordischen Kastens des
Münchener Nationalmuseums, der aus dem Besitze der heiligen Kunigunde
stammen soll, feststellen."""" Die Art der Bandverschlingungen, die I-Ialbpal-
mettenmotive sowie die die Bänderfiäche ausfüllende Punktierung und Quer-
schraflierung stimmen auf diesen Monumenten vollkommen überein. Diese
Übereinstimmung läßt die Provenienz, die wir auf Grund des Vergleiches
des St. Stephan-Schwertes mit den Wikingerschwertern erschlossen haben,
umso wahrscheinlicher erscheinen.
)" Engel, ibirL, V, Seite 15. Abb. 15.
'" Vzrgleicbe Sophus Müller, „Die Tieromamenük im Norden" (Hamburg xSBx), Seite x45 1T.
"m" "Illustrierte Geschichte de: Kunatgewerbes" (Berlin x9n7 bis m08), Seite 2x6, Abb. x80.