ZU KANISCHBAUER UND DER BAROCK-
PLASTIK IN ÖSTERREICHSIP VON MORIZ
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US älterem Wiener Besitze kam uns vor kurzem
die hier (Abb. 1 und 2) dargestellte silberne Medaille
zu Gesicht, die auf der einen Seite die Anbetung
des heiligen Kindes durch seine Eltern, auf der
anderen die heilige Barbara zeigt, das Christkind
verehrend. (Beiläufig bemerkt, konnte das Stück
während der Drucklegung dieses Aufsatzes für
das k. k. Österreichische Museum erworben
werden.) Die Medaille trägt auf beiden Seiten die
Bezeichnung „Januario". Über mehrere Träger.
dieses Namens (Januario oder Gennari), insbesondere über den für uns
wichtigsten darunter, Antonio Maria, hat vor Jahren Dr. Heinrich Kabdebo
in seiner Schrift „Matthäus Donner und die Geschichte der Wiener Graveur-
akademie" (Wien, 1880) eingehend gehandelt!"
Antonio Maria de Gennaro wurde im Jahre 1679 in Neapel geboren,
wo sein Vater an der Münze Amtsmeister und sein Bruder später Stempel-
schneidet war. Im Jahre 1712 kam Antonio Maria nach Wien und ward
hier, zunächst vorläufig und im Jahre 1713 endgültig, als Münzeisenschneider
des Münzamtes angestellt. In demselben Jahre wurde er noch „kaiserl.
Metallen- und Münz-Crraveur-Instructions-Director", in welcher Stellung er
in einen bemerkenswerten Streit mit dem damals emporstrebenden Matthäus
Donner geriet. Im Jahre 1744 starb dieser Gennaro."
Es ist kein erquickliches Bild, das uns Käbdebos Forschungen von
dem Charakter und den Fähigkeiten des Neapolitaners bieten. Übrigens
kommt bei seinen Angelegenheiten auch die Wiener Hofbuchhalterei, die
sich in alles einmischte und selbst in reinen Kunstangelegenheiten sich ein
Urteil anmaßte, ziemlich schlecht weg; doch ist dies eine Sache für sich.
Kabdebo sagt, daß ihm nur
drei Medaillen von Antonio Maria
bekannt seien und daß dieser
sonst die Köpfe für die laufenden
Münzen geschnitten habe. Karl
Domanig bietet in seinem Werke
über die „Porträtmedaillen des
Erzhauses Österreich" (Wien,
1896) unter Nr. 212 eine Medaille
auf Kaiser Leopold I., bezeichnet
m:
4 Seite 15 E.
ß" Nach Käbdebo, a. a. 0., Seite 15, An-
merkung 33, nannte er sich „anfänglich" Jnn- Abb. x und z. Taufmedaille aus Silber von Anton Maria
narius; vgl. auch Anmerkung 4x, Seite 23. Gennaro (wirkliche Größe)