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Ofengestaltung hängt mit der Entwicklung des Hafnerhandwerks zusammen.
Man lernte allmählich die Feuerstelle, die unmittelbare Umgebung der
offenen Flamme, welche an die Stelle des Schlotes, somit an die Mauer
gebunden war und in
der Regel auch vom
Raume außerhalb des
Wohnraumes bedient
wurde, von dem Auf-
bau trennen, der zur
besseren Ausnutzung
der Wärme über dem
F euerkasten errichtet
wurde und die „Züge"
enthielt, die Führung
der Rauchgase, welche
man vor ihrem Austritt
in den Schlot zur Wär-
meabgabe zwang.
Die Kachel, das
Element des Aufbaues,
hat also außer der Auf-
gabe der Formgebung
hauptsächlich jene der
Wärmeabgabe, welche
durch Vergrößerung
der Oberfläche, durch
plastische Gliederung
gefördert wird, zu er-
füllen.
Die Zweiteilung
des Aufbaues in Feuer-
kasten und Wärmever-
teiler kommt nicht im-
mer deutlich zum Aus-
druck.
Die Trennung des
ganzen Ofenbaues vom
Fußboden, welche oft
durch Füße, auch durch
Ofen der Weggenzunft, bemalt von D. Sulzer, Winterthur, 1725 (Öster-
reichisches Museum)
Tierfiguren bewirkt wurde, läßt das Gebilde als selbständiges Einrichtungs-
stück erscheinen. Während die Bauernstube noch den eingebauten schweren
Ofen liebt, läßt die vornehmere Raumgestaltung den Ofen immer mehr wie
ein Möbelstück auftreten. In der Blütezeit der Zünfte ist er auch ein wert-
volles Dekorationsobjekt, das zur Herstellung von besonderen Prunkstücken