überreichen Stücke des Augs-
burger Rathauses (Öfen der
Fürstenzimmer von Adam
Vogt) einfarbig schwarz gla-
siert. Sie zeigen im Aufbau so
vielerlei Abwechslung. daß
die Zweckform dabei ganz
zurücktritt.
Die süddeutsche Re-
naissance liebte das Spiel
mit Archiktekturformen, mit
reichen Gesimsen, Karyati-
den und schlanken Säulen,
mit figurengeschmückten Ni-
schen und bekrönenden Vo-
luten oder Kuppelforrnen.
Der Feuerkasten wird
zum Sockel, der einen im
Grundriß zumeist quadrati-
schen Aufbau trägt, dem der
Hauptanteil am dekorativen
Effekt zufällt. Das Ganze
endet in freier iiguraler oder
ornamentaler Plastik. Ein be-
rühmtes Beispiel in Augsburg
zeigt einen von vier freiste-
henden Säulchen getragenen
Baldachin, inwelchen der ge-
schlossene Aufsatz, mit vier
Nischen geschmückt, hinein-
ragt, also eine vom Zweck
ganz losgelöste Gestaltung.
Man kann in solchen
Leistungen wohl die letzte
Konsequenz einer einseitigen
Ofen im Schloß Bürthing (Oberösterreich)
Entwicklung erblicken, in der die Betätigung der Phantasie und der indi-
viduellen Meisterschaft unabhängig vom Zweck und der Raumforderung
Besonderes erstrebt.
Weit mehr im Sinne der Zweckforderung und Einfügung in einen
architektonischen Rahmen ist die Schweizer Ofengestaltung beschaffen. Die
Winterthurer und Züricher Öfen mit ihrer feinen Materialbehandlung
wissen sich auch in den reichsten Fällen der Raumgestaltung unterzuordnen,
wie das charakteristische Beispiel vom Seidenhof in Zürich (1620) anschau-
lich macht. Durch Hinzufügung von einem oder zwei in Kacheln aus-
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