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Volltext: Monatszeitschrift XVIII (1915 / Heft 12)

überreichen Stücke des Augs- 
burger Rathauses (Öfen der 
Fürstenzimmer von Adam 
Vogt) einfarbig schwarz gla- 
siert. Sie zeigen im Aufbau so 
vielerlei Abwechslung. daß 
die Zweckform dabei ganz 
zurücktritt. 
Die süddeutsche Re- 
naissance liebte das Spiel 
mit Archiktekturformen, mit 
reichen Gesimsen, Karyati- 
den und schlanken Säulen, 
mit figurengeschmückten Ni- 
schen und bekrönenden Vo- 
luten oder Kuppelforrnen. 
Der Feuerkasten wird 
zum Sockel, der einen im 
Grundriß zumeist quadrati- 
schen Aufbau trägt, dem der 
Hauptanteil am dekorativen 
Effekt zufällt. Das Ganze 
endet in freier iiguraler oder 
ornamentaler Plastik. Ein be- 
rühmtes Beispiel in Augsburg 
zeigt einen von vier freiste- 
henden Säulchen getragenen 
Baldachin, inwelchen der ge- 
schlossene Aufsatz, mit vier 
Nischen geschmückt, hinein- 
ragt, also eine vom Zweck 
ganz losgelöste Gestaltung. 
Man kann in solchen 
Leistungen wohl die letzte 
Konsequenz einer einseitigen 
Ofen im Schloß Bürthing (Oberösterreich) 
Entwicklung erblicken, in der die Betätigung der Phantasie und der indi- 
viduellen Meisterschaft unabhängig vom Zweck und der Raumforderung 
Besonderes erstrebt. 
Weit mehr im Sinne der Zweckforderung und Einfügung in einen 
architektonischen Rahmen ist die Schweizer Ofengestaltung beschaffen. Die 
Winterthurer und Züricher Öfen mit ihrer feinen Materialbehandlung 
wissen sich auch in den reichsten Fällen der Raumgestaltung unterzuordnen, 
wie das charakteristische Beispiel vom Seidenhof in Zürich (1620) anschau- 
lich macht. Durch Hinzufügung von einem oder zwei in Kacheln aus- 
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