MAK

Volltext: Monatszeitschrift XVIII (1915 / Heft 12)

Mühsam setzt sich auch hier der antikisierende Reliefstil durch, der seinerseits 
die Verwertung aus dem Leben gegriffener, wirklich volkstümlicher Bilder 
erschwert. Selten wird ein Maler berufen, um dazu den Entwurf zu leiten. 
Aber es fehlt nicht an tüchtigen, technisch geschulten Medailleuren. Österreich 
hat auch darin überraschend lang die gute Überlieferung aufrecht erhalten. 
Hier seien nur die wichtigsten Beispiele herausgehoben. 
Johann Nepomuk Würth, ein Sohn des Wiener Goldschmiedes Franz 
Caspar Würth, war seit 1792 Ober-Münz- und Medaillengraveur und brachte 
es 1798 zum Kunstscholaren-Akademiedirektor. Die 1809 von ihm geprägte 
Tapferkeitsmedaille mit dem Bildnisse Franz II. ist vermutlich schon 1792 
entstanden. Im Jahre 1796 hatte er den Stempel für die Schaumünze zur 
Belohnung der Tiroler Kämpfer geschnitten, ebenfalls mit dem Kaiserkopf, als 
Grafen von Tirol, und der jetzt wieder so zeitgemäßen rückseitigen Aufschrift: 
„TIROLIS - AB - HOSTE- GALLO IUNDIQVE . PETITA - PRO - FIDE- 
PRINCIPE - ET - PATRIA - FORTITER - PVGNANTI." Das Jahr darauf 
hatte Würth die Aufgebots-Tapferkeitsmedaillen für die Mannschaften und 
Offiziere zu arbeiten - „DEN BIEDEREN SOEI-INEN OESTERREICHS 
DES LANDESVATERS DANK MDCCXCVII". 
Unter den Münzgraveuren, die Würth zur Seite standen - dem Ober- 
Münzgraveur Theodor van Berckel, einem Holländer, der zuerst an der 
Brüsseler Münzstätte angestellt war, solange Belgien unter österreichischer 
Verwaltung stand, dann 1798 bis 1803 in Wien tätig war, sowie den Münz- 
graveuren JosefViertmayer (gestorben 1796), Ignaz Donner (1755 bis 1804), 
Johann Baptist Würth(1769 bis 184g) undjohann Hamisch (1778 bis 1826) - 
ist der letztgenannte der meistbeschäftigte und angesehenste gewesen. 
Johann Baptist Hamisch ist 1778 in Wien geboren und nach Würths 
Tode (1811) Direktor der Graveurakademie geworden. Von ihm stammen 
unter vielen anderen die Tapferkeitsmedaillen von 1805, die Schaumünze auf 
den Erzherzog Karl und zahlreiche Kongreßmedaillen. Den Sieger von Aspern 
stellte er zu Pferde in Begleitung zweier Offiziere dar, um den Augenblick zu 
verewigen, in dem der volkstümliche Held und begeisternde Heerführer sich 
von einem Ulanen die Feldflasche reichen läßt; im Hintergründe sieht man 
brennende Gebäude. Merkwürdig schlecht gelangen hier die Pferde, deren 
Köpfe an die Rasse der Schaukelpferde erinnern. Von den Wiener Kongreß- 
medaillen hat Hamisch jene auf die Anwesenheit Kaiser Alexanders I., seiner 
Gemahlin Elisabetha Alexiewna und der Könige von Preußen, Bayern, 
Württemberg und Dänemark gearbeitet. Mit dem I-Iofkammerdekret vom 
20. Juli 1815 hatte er eine besondere Bewilligung zur Ausprägung von 
„Medaillen auf die glorreichen Kriegsereignisse" erhalten. Wie die Ver- 
mählung Napoleons mit Maria Luise im Jahre 1810, so hatte er sechs Jahre 
später auch die festliche Rückkehr Franz II. nach der Einnahme von Paris 
zu feiern. Es gibt kein geschichtlich denkwürdiges Ereignis mehr,- das nicht 
durch die Schaumünze künstlerisch verewigt worden wäre; sie wird jetzt 
volkstümlich, ein nicht zu unterschätzendes Erziehungsmittel zu Vaterlän-
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.