KAMIN UND OFENGESTALTUNG fl- VON
HARTWIG FISCHEL-WIENFIP
IE Versorgung der Räume mit Wärme hat in der
künstlerischen Ausgestaltung des Hauses stets
eine wichtige Rolle gespielt.
In seiner primitivsten Form, im einräumigen
Haus, ist die Feuerstelle der Mittelpunkt des häus-
lichen Lebens gewesen. Der Herd, der im uralten
Rauchhaus zugleich Licht und Wärme spendete
und der Herstellung der Nahrung diente, wurde das
Symbol der Häuslichkeit auch im Sprachgebrauch.
Ursprünglich freistehend, in der Raummitte, wird
er mit zunehmender Durchbildung an die Wand-
mitte gerückt. Im Bauernhaus bleibt ihm noch heute die wichtige Rolle
gesichert, die er von alters her spielte. Am schönsten zeigt dies das nieder-
sächsische Haus mit der geräumigen Diele, deren vornehmsten Platz der
Herd einnimmt, mit seinem mächtigen Rauchmantel und dem oft reich
verzierten Eisenwerk und dem Feuergerät. Vor ihm stehend, vermag die
Hausfrau den ganzen Betrieb des Hauses zu überschauen, der an ihm
vorbeiführen muß. In Verbindung mit ihm steht der geschlossene Backofen,
der vielleicht auch die Urform der Zimmerheizung darstellt.
Von großem Reiz ist die Anordnung des Herdaufbaues im südlichen
Bauernhaus, das eine Ofenanordnung zumeist gar nicht kennt. So ist im
Adriagebiet ein halbkreisförmiger Ausbau der Küche üblich, eine wirkliche
Apsis (Rotonda), die sich in einem mächtigen Kegel nach oben verjüngt
und im Rauchfang über Dach mündet.
Im Innern ist hier der ganze Nischenraum der offenen Feuerstelle mit
ihrem Gerät gewidmet; dem Kessel, der in der Mitte an der verzierten Kessel-
schwinge oder am Haken herabhängt, und dem Feuer, das zwischen großen
Feuerböcken auf einer erhabenen Plattform bereitet wird. Hier stehen die
Dreifüße und Roste für Schüsseln, Teller und Töpfe. Hier steht auch an die
Wand gerückt eine Bank, die einen warmen Aufenthalt sichert.
Nach außen gibt dieses Motiv dem Hause einen besonderen Reiz.
Da auch der Rauchschlot im Süden mit Liebe und Geschicklichkeit aus-
geschmückt wird, ist die Herdnische mit ihrer Endigung der größte äußere
und innere Schmuck des steinernen Häuschens, sein Charakteristikum.
In den Nord- und Ostseeländern gehört die Herdform einem besonderen
Typus an. Das Fischer- und Schifferhaus zeigt heute noch den Herdraum
zugleich als Wohnraum ausgebildet. Die Feuerstelle mit dem großen Rauch-
mantel bildet den I-Iauptschmuck und ist gar oft mit schönen Kacheln
ausgekleidet. Den Abschluß des Rauchmantels nach unten bildet ein Saum-
brett, auf dem blankes Metallgeschirr, Leuchter und Pfannen stehen, durch
Form und Glanz eine besondere Raumzier bildend. Umlaufende Regale, oft
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