GESCHENKE ZUM JUBILÄUM DES MUSEUMS
VON MORITZ DREGER-WIEN S0
IE Fünfzigjahrfeier des Österreichischen Museums hat
manchem Kunstfreunde Anlaß geboten, seinen
Gefühlen durch Erinnerungsgaben werktätig Aus-
druck zu verleihen. Und was den Geschenken noch
besonderen Wert gibt, ist die offenbare innere
Anteilnahme der Spender. Man hat in den letzten
Jahren wieder viel über die „Kunst des Schenkens"
philosophiert. Ein Geschenk bildet ja ein Band
zwischen dem Geber und dem Beschenkten. Um
wie viel wärmer berührt und wie viel fruchtbarer
wirkt eine Gabe, die nicht gleichgültig dargeboten,
sondern mit Liebe ausgewählt ist. Wir wissen zufällig von manchen der
gespendeten Stücke, wie der Besitzer einer bewunderten Sammlung gerade
die ausgewählt hat, die nach seiner Meinung unserem Museum besonders
erwünscht sein mußten. Und es sind wirklich nicht nur ausgezeichnete und
wertvolle, sondern gerade für uns höchst bedeutungsvolle Werke. Ein anderer
Kunstfreund, dessen Sammlung gerade auf kunstgewerblichem Gebiete
nicht so umfangreich, aber doch reich an schönen Stücken ist, gestattete
uns wieder, etwaszu wählen, was uns besonders gelegen käme. Andere
wieder gewährten uns die Geldmittel, um Stücke zu erwerben, die uns
besonders am Herzen lagen.
Wie man aus dem folgenden kurzen Bericht ersehen wird, konnte so
manche Lücke unserer Sammlung ausgefüllt und manche glückliche Erwei-
terung vorgenommen werden. Und die Teilnahme unserer Freunde breitete
sich sichtlich immer mehr aus. Leider traten da mit dem furchtbaren
Ereignis von Sarajevo jene gewaltigen Umwälzungen ein, die gerade die
Gedanken von Wohltätern in andere Richtung lenkten. Diese Ereignisse
haben uns bis jetzt auch verhindert, den bisherigen Spendern hier den Dank
auszusprechen; wir wollen es auch jetzt nicht durch preisende Worte tun,
sondern durch einen schlichten Hinweis auf die Gaben.
Unsere Sammlung antiken Kunstgewerbes konnte nach zwei Seiten hin
eine wesentliche Ergänzung erfahren. Es geschah dies durch die Schenkung
des Herrn Fabriksbesitzers Wilhelm Sgalitzer, der einen großen Teil der
bekannten Sammlungen des Malers Ludwig Hans Fischer erworben hatte
und nun eine Reihe antiker Gefäße sowie zahlreiche kunstgewerbliche
Kleinarbeiten aus Metall dem Museum zuwies. Ludwig Hans Fischer, der
vorzügliche Aquarellist, der die Motive seiner Bilder so häufig dem Süden
und dem Oriente entnahm, hat auf weiten Reisen in Italien, Griechenland,
Ägypten und dem weiteren Morgenlande mit großem Verständnis und
sicherem Samrnlerblicke gleichsam nebenbei eine Fülle alter Kunstwerke
zusammengebracht; anderes wieder führte ihm der Kunsthandel zu, vor