Der Rückschlag nach der Zerstörung der alten Kulturen, das langsame
Wiedereindringen der alten Errungenschaften in die neu entstehenden Völker-
gruppen ist ein Gegenstand von besonderem Interesse, dem namentlich die
bilderreichen Handschriften des Mittelalters sehr viel Quellenmaterial bieten.
Wir haben es nun immer mehr mit alten, zeitgenössischen künstlerischen
Darstellungen zu tun, die das Wort ergänzen; sie sind von Luise Gothein
eingehend behandelt. Wir können das zuerst eng begrenzte, durch Kloster-
mauern und Burgwälle umschlossene Schaffen verfolgen, das durch Ver-
tiefung und Verfeinerung ersetzt, was an Breite und Größe fehlt; hier kommt
die Blumenliebe wieder zum Ausdruck, es gedeiht die gärtnerische
Kleinkunst an Wasserbecken, Brunnen, Kieswegen, Rasenbänken, Lauben,
Labyrinthen.
Der intime holländische Garten der Renaissancezeit mit seinem aus-
gebildeten Blumenkultus, seinem Baumverschnitt und seiner raffinierten
Ausnutzung des kleinsten Raumes zu vielfältiger Gestaltung ist das bekannteste
Glied dieser Entwicklung und namentlich im Norden Europas lange Zeit
vorbildlich gewesen.
Den Weg zur Großzügigkeit der Gartenanlagen wies aber der Süden
Europas. Auf dem alten Kulturboden der römischen Vorfahren hat die
Renaissancezeit in Italien einen Gartenkultus entwickelt, der mit dem Kultus
der Baukunst jener Zeit parallel geht. Begünstigt von dem herrlichen Klima,
der reichen Vegetation und einer Lebensfreude und Kunstliebe, die von
großem materiellen Wohlstand unterstützt war, gediehen die herrlichsten
Schöpfungen. Der Ausgangspunkt war
___'_ ' wohl einerseits das Studium der klassi-
i schen Schriften, in denen sich so an-
regende Beschreibungen fanden, wie
jene oben zitierte des Plinius, dann jene
begeisterten Lobhymnen des Lebens
auf dem Lande, wie sie auch im Horaz
zu finden waren. Andrerseits war das
Interesse für die vorhandenen baulichen
Reste und die Begeisterung für den
Reichtum an plastischen Kunstwerken,
die aus dem Boden gehoben wurden,
eine wertvolle Ergänzung zu den litera-
rischen Studien.
Die Baulust entschied. Es entstand
wieder eine Blütezeit der villa subur-
bana, die gleichzeitig mit der Anlage
großer Gärten und Parks von hervor-
ragenden Architekten gefördert wurde.
Weniger noch als das engere Gebiet
Pavillon in einem Pekinger Garten {nach Luise
Gothein) der Architektur hatte der Villenbau