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Volltext: Monatszeitschrift XVIII (1915 / Heft 3 und 4)

Der Rückschlag nach der Zerstörung der alten Kulturen, das langsame 
Wiedereindringen der alten Errungenschaften in die neu entstehenden Völker- 
gruppen ist ein Gegenstand von besonderem Interesse, dem namentlich die 
bilderreichen Handschriften des Mittelalters sehr viel Quellenmaterial bieten. 
Wir haben es nun immer mehr mit alten, zeitgenössischen künstlerischen 
Darstellungen zu tun, die das Wort ergänzen; sie sind von Luise Gothein 
eingehend behandelt. Wir können das zuerst eng begrenzte, durch Kloster- 
mauern und Burgwälle umschlossene Schaffen verfolgen, das durch Ver- 
tiefung und Verfeinerung ersetzt, was an Breite und Größe fehlt; hier kommt 
die Blumenliebe wieder zum Ausdruck, es gedeiht die gärtnerische 
Kleinkunst an Wasserbecken, Brunnen, Kieswegen, Rasenbänken, Lauben, 
Labyrinthen. 
Der intime holländische Garten der Renaissancezeit mit seinem aus- 
gebildeten Blumenkultus, seinem Baumverschnitt und seiner raffinierten 
Ausnutzung des kleinsten Raumes zu vielfältiger Gestaltung ist das bekannteste 
Glied dieser Entwicklung und namentlich im Norden Europas lange Zeit 
vorbildlich gewesen. 
Den Weg zur Großzügigkeit der Gartenanlagen wies aber der Süden 
Europas. Auf dem alten Kulturboden der römischen Vorfahren hat die 
Renaissancezeit in Italien einen Gartenkultus entwickelt, der mit dem Kultus 
der Baukunst jener Zeit parallel geht. Begünstigt von dem herrlichen Klima, 
der reichen Vegetation und einer Lebensfreude und Kunstliebe, die von 
großem materiellen Wohlstand unterstützt war, gediehen die herrlichsten 
Schöpfungen. Der Ausgangspunkt war 
___'_ ' wohl einerseits das Studium der klassi- 
i schen Schriften, in denen sich so an- 
regende Beschreibungen fanden, wie 
jene oben zitierte des Plinius, dann jene 
begeisterten Lobhymnen des Lebens 
auf dem Lande, wie sie auch im Horaz 
zu finden waren. Andrerseits war das 
Interesse für die vorhandenen baulichen 
Reste und die Begeisterung für den 
Reichtum an plastischen Kunstwerken, 
die aus dem Boden gehoben wurden, 
eine wertvolle Ergänzung zu den litera- 
rischen Studien. 
Die Baulust entschied. Es entstand 
wieder eine Blütezeit der villa subur- 
bana, die gleichzeitig mit der Anlage 
großer Gärten und Parks von hervor- 
ragenden Architekten gefördert wurde. 
Weniger noch als das engere Gebiet 
 
Pavillon in einem Pekinger Garten {nach Luise 
Gothein) der Architektur hatte der Villenbau
	        
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