"nen. Diese Terrassenwände, Treppen,
und die Gartenanlage unmittelbar Form-
elemente der antiken Welt aufzunehmen.
Hier war der schöpferischen Phantasie
der größte Spielraum gelassen. Es ent-
stand ein Zusammenwirken der Bau-
kunst mit der Gartenkunst, das an die
Blütezeiten klassischer Kunst gemahnt
und diese oft überbot.
Denn dem Äußeren des Villenbaues
war früher nie ein so großer künstleri-
scher Aufwand zugedacht worden als
zur Zeit der Renaissance, wo nicht selten
eine reiche Außenarchitektur an den
palastartigen Bauten erscheint. Außer-
dem gab die Vorliebe für hügeliges oder
bergiges Terrain, für weite Fernblicke
zumeist Veranlassung, interessante Ter-
rassenbauten anzulegen, die den alten
Römern auch wenig erwünscht schie-
Brücke in einem Pekinger Garten (nach Luise
Gothein)
Grotten, in Verbindung mit Bassins,
Wasserfällen und iiguralem Schmuck, gaben das architektonische Element
der Gliederung, welcher der Hauptbau des Wohnhauses eingefügt wurde.
Der „Lustgarten" und die Villa ergeben ein Ganzes von künstlerischer Ein-
heitlichkeit, das nahe den Nutzgärten, Wirtschaftsanlagen oder selbst auch
waldähnlichenParks H aber abgeschlossen von diesen - zusammengefaßt ist.
Das Leben im Freien wurde wieder ein geschätztes und wertvolles
Gegengewicht zum städtischen Leben, und wie einst in Westasien die Fürsten
ihre Amtstätigkeit gern in ihre Parks verlegten, so waren manche der
Großen und Mächtigen der Renaissancezeit öfter in ihren Lustgärten als in
den Innenräumen der Paläste zu treffen.
Der Renaissancegarten ist der stärkste Ausdruck festlicher Lebensfreude
und inniger Naturliebe.
Luise Gothein widmet ihm ein großes Kapitel ihres ersten Bandes mit
zahlreichen Aufnahmen undsehr instruktiven Grundrissen, die alle wichtigen
Denkmäler gut illustrieren. Hier zeigt die Autorin das Verständnis für
architektonisches Schaffen, das für das Verständnis der Gartenkunst eine
Vorbedingung und Grundlage bildet.
Sie versäumt auch nicht das erste Auftreten romantischer Einflüsse zu
erwähnen, das aus der Ruinenverehrung und den antiquarischen Studien
und Sammelbestrebungen herauswuchs. Während die Renaissancezeit noch
in ihrem sicheren Gefühl für strenge Gliederung diesen Neigungen nur
wenig nachgab, sind sie in späteren Zeiten zeitweilig zu einer Gefahr für die
Gartenkunst angewachsen.