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Volltext: Monatszeitschrift XVIII (1915 / Heft 3 und 4)

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weltfremde Künstler vor den Ereignissen fliehen, um sich in den tiefsten Verborgenheiten 
der Natur mit dem Weltgeist auseinanderzusetzen. 
Die Mehrzahl der Bilder, unter denen viele, besonders die großformatigen, aus der 
Temperatechnik entwickelt sind, atmet den Gleichmut ruhiger Naturbetrachtung. Vieles 
- das meiste W mag ja auch wohl vor Kriegsbeginn entstanden sein - sind doch selbst 
Studien aus feindlichen Ländern, FriedensluPt atmend, vorhanden. Aber auch aktuellere 
Studien wie Fahringers frische Balkaneindrücke haben mit der kriegerischen Gegenwart 
wenig mehr zu tun. 
Wie sehnt man sich doch nach den sonnigen Eindrücken friedlicher mährischer 
Dörfer, deren Erscheinung Tomec so lebendig festhält und deren bäuerliches Leben Delitz 
so kräftig zu packen versteht. Man freut sich der Ruhe südlicher Fischerhäfen, die Zoff 
und Karlinsky mit weicher und warmer Adrialuft umspielen lassen; man folgt auch Duxa 
gerne in das Innere einer einsamen stillen Dorfkirche und läßt sich in die Stimmung von 
Ruhe und Weltverlorenheit, in den Zusammenklang feiner Tonwerte versenken. 
Schreitet man dann beim Austritt aus dem gastlichen Hause an den lebendigen 
Gestalten der rekonvaleszenten Krieger vorüber und wird auf der Straße vom Lärm der 
Zeitungsverkäufer empfangen, die neue Siege verkünden, so packt die Wirklichkeit rasch und 
ernst genug den Träumer, der eine Stunde lang alten Stimmungen nachhing. 
Dann gedenkt man der vielen bildenden Künstler, die trotz feiner Nerven und empfind- 
licher Seele das rauhe Kriegerleben begeisterungsvoll führen, und der zahlreichen in den 
schwierigsten wirtschaftlichen Verhältnissen seufzenden Künstlerfamilien - da muß man 
es dankbar begrüßen, daß noch einige Räume solchen Schaustellungen offen stehen und 
daß noch Sinn und Empfinden für die Künste des Friedens lebendig sind, die uns mit der 
Vergangenheit verknüpfen. 
RIEGSANSICHTSKARTEN. Eine verdienstvolle Aktion, welche von künst- 
lerischen Absichten ausging und nicht nur den Kriegsfürsorgezwecken sondern auch 
den notleidenden Künstlern zugute kommen soll, hat ihr Augenmerk der Kriegsansichts- 
karte zugewendet. 
Wenn auch die photographische Aufnahme und ihre Reproduktion vorzügliches 
Material der Herstellung von Ansichtskarten zugeführt hat, bleibt doch der Wunsch 
begründet, der gezeichneten Karte eine bessere Qualität zu geben. Gerade hier hat bisher 
nur sehr Minderwertiges Verbreitung gefunden, was sehr zu bedauern war. Als Ergebnis 
des ersten Wettbewerbes liegt eine Serie von neun Karten vor, die sicherlich zu einer 
Fortsetzung der Aktion ermutigen. 
Als besonders gelungen müssen die Arbeiten von Valerie Petter, W. Dachauer und 
Otto Barth bezeichnet werden; der für die gezeichnete Karte erforderliche und der litho- 
graphischen Technik entsprechende Stilismus vermochte eine packende Wirkung mit 
klarer und vereinfachter Darstellungsweise zu erreichen. jene mehr sentimental-naturali- 
stische Note, welche die Arbeiten Grom-Rottrnayers und A. Karpellus' zeigen, wird in 
manchen Kreisen vielleicht eifriger begrüßt werden, die einer konservativen Anschauungs- 
weise huldigen. Die künstlerisch empfmdende Jugend wird aber wohl sicher mit uns dem 
Stilismus näher stehen. So ist weiten Kreisen Rechnung getragen und die Basis für große 
Verbreitung gegeben, die wir diesen patriotischen Blättchen herzlich wünschen. 
UNSTVVERKEVERLOSUNG. Unter den verschiedenartigen Aktionen, welche 
von privater Seite ins Leben gerufen wurden, um einerseits den Kriegsfürsorgezwecken 
neue Mittel zuzuführen, andrerseits die Rückwirkung des Kriegszustandes auf die wirtschaft- 
lichen Verhältnisse bestimmter Kreise zu mildern, nimmt die Kunstwerkeverlosung eine 
besondere Stellung ein. Sie zeigt einerseits die Hilfsbereitschaft, rnit welcher bessersituierte 
Künstler und insbesondere Künstlerinnen für ihre so zahlreichen vom Schicksal bedrängten 
Kollegen einzutreten eilten; andrerseits läßtsiezugleich die Schwierigkeiten erkennen, welche
	        
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