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weltfremde Künstler vor den Ereignissen fliehen, um sich in den tiefsten Verborgenheiten
der Natur mit dem Weltgeist auseinanderzusetzen.
Die Mehrzahl der Bilder, unter denen viele, besonders die großformatigen, aus der
Temperatechnik entwickelt sind, atmet den Gleichmut ruhiger Naturbetrachtung. Vieles
- das meiste W mag ja auch wohl vor Kriegsbeginn entstanden sein - sind doch selbst
Studien aus feindlichen Ländern, FriedensluPt atmend, vorhanden. Aber auch aktuellere
Studien wie Fahringers frische Balkaneindrücke haben mit der kriegerischen Gegenwart
wenig mehr zu tun.
Wie sehnt man sich doch nach den sonnigen Eindrücken friedlicher mährischer
Dörfer, deren Erscheinung Tomec so lebendig festhält und deren bäuerliches Leben Delitz
so kräftig zu packen versteht. Man freut sich der Ruhe südlicher Fischerhäfen, die Zoff
und Karlinsky mit weicher und warmer Adrialuft umspielen lassen; man folgt auch Duxa
gerne in das Innere einer einsamen stillen Dorfkirche und läßt sich in die Stimmung von
Ruhe und Weltverlorenheit, in den Zusammenklang feiner Tonwerte versenken.
Schreitet man dann beim Austritt aus dem gastlichen Hause an den lebendigen
Gestalten der rekonvaleszenten Krieger vorüber und wird auf der Straße vom Lärm der
Zeitungsverkäufer empfangen, die neue Siege verkünden, so packt die Wirklichkeit rasch und
ernst genug den Träumer, der eine Stunde lang alten Stimmungen nachhing.
Dann gedenkt man der vielen bildenden Künstler, die trotz feiner Nerven und empfind-
licher Seele das rauhe Kriegerleben begeisterungsvoll führen, und der zahlreichen in den
schwierigsten wirtschaftlichen Verhältnissen seufzenden Künstlerfamilien - da muß man
es dankbar begrüßen, daß noch einige Räume solchen Schaustellungen offen stehen und
daß noch Sinn und Empfinden für die Künste des Friedens lebendig sind, die uns mit der
Vergangenheit verknüpfen.
RIEGSANSICHTSKARTEN. Eine verdienstvolle Aktion, welche von künst-
lerischen Absichten ausging und nicht nur den Kriegsfürsorgezwecken sondern auch
den notleidenden Künstlern zugute kommen soll, hat ihr Augenmerk der Kriegsansichts-
karte zugewendet.
Wenn auch die photographische Aufnahme und ihre Reproduktion vorzügliches
Material der Herstellung von Ansichtskarten zugeführt hat, bleibt doch der Wunsch
begründet, der gezeichneten Karte eine bessere Qualität zu geben. Gerade hier hat bisher
nur sehr Minderwertiges Verbreitung gefunden, was sehr zu bedauern war. Als Ergebnis
des ersten Wettbewerbes liegt eine Serie von neun Karten vor, die sicherlich zu einer
Fortsetzung der Aktion ermutigen.
Als besonders gelungen müssen die Arbeiten von Valerie Petter, W. Dachauer und
Otto Barth bezeichnet werden; der für die gezeichnete Karte erforderliche und der litho-
graphischen Technik entsprechende Stilismus vermochte eine packende Wirkung mit
klarer und vereinfachter Darstellungsweise zu erreichen. jene mehr sentimental-naturali-
stische Note, welche die Arbeiten Grom-Rottrnayers und A. Karpellus' zeigen, wird in
manchen Kreisen vielleicht eifriger begrüßt werden, die einer konservativen Anschauungs-
weise huldigen. Die künstlerisch empfmdende Jugend wird aber wohl sicher mit uns dem
Stilismus näher stehen. So ist weiten Kreisen Rechnung getragen und die Basis für große
Verbreitung gegeben, die wir diesen patriotischen Blättchen herzlich wünschen.
UNSTVVERKEVERLOSUNG. Unter den verschiedenartigen Aktionen, welche
von privater Seite ins Leben gerufen wurden, um einerseits den Kriegsfürsorgezwecken
neue Mittel zuzuführen, andrerseits die Rückwirkung des Kriegszustandes auf die wirtschaft-
lichen Verhältnisse bestimmter Kreise zu mildern, nimmt die Kunstwerkeverlosung eine
besondere Stellung ein. Sie zeigt einerseits die Hilfsbereitschaft, rnit welcher bessersituierte
Künstler und insbesondere Künstlerinnen für ihre so zahlreichen vom Schicksal bedrängten
Kollegen einzutreten eilten; andrerseits läßtsiezugleich die Schwierigkeiten erkennen, welche