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Volltext: Monatszeitschrift XVIII (1915 / Heft 3 und 4)

solchen kunstförderndenAbsichten heute noch entgegenstehen. MitAusnahme ganz weniger 
und nicht besonders günstiger Räume sind alle bisher benutzten öHentlichen Ausstellungs- 
säle für Spitalzwecke oder andere Fürsorgezwecke in Anspruch genommen. 
Die verfügbaren Wände des vornehmen Festsaales im k. k. Militärkasino waren 
kurze Zeit ganz mit Bildern, Zeichnungen, Radierungen bedeckt, mehrere Vitrinen bargen 
zahlreiche kunstgewerbliche Arbeiten und Kleinplastik, während in den Ecken größere 
plastische Arbeiten untergebracht wurden. 
Der ZuHuß von Kunstwerken für diese Verkaufsgelegenheit (unter Verzicht auf einen 
Teil des Erlöses zugunsten des wohltätigen Zweckes) war beträchtlich und die Zahl der 
freiwilligen Gaben (ohne jede Verkaufsabsicht) überstieg die Erwartung. 
So war den Ankäufen für die Verlosung eine reiche und man muß hervorheben auch 
gute Auswahl geboten und dem kunstliebenden Publikum war außerdem noch Gelegenheit 
zur Kunstförderung gegeben. 
Sicher hat die rührige Präsidentin des Arbeitsausschusses Frau Tina Blau mit ihrem 
Stabe von Arbeitsgenossinnen ein wesentliches Verdienst an dem künstlerischen Gelingen 
des Unternehmens. Ist doch ein großer Teil der Bilder von Kräften geschaffen, auf welche 
sie selbst als Lehrerin Einfluß genommen hatte, und viele Kollegen und Kolleginnen haben 
in ihrer Führerschaft die Bürgschaft für die Berücksichtigung künstlerischer Anschauungen 
erblickt. 
Trotzdem an solche Schaustellungen ja niemals ein sehr strenger künstlerischer 
Maßstab angelegt werden soll, ist doch so vielerlei Anziehendes geboten worden, daß man 
sogar von bestimmten Ergebnissen und Eindrücken sprechen kann. Unter diesen ist 
einerseits die rührige Betätigung auf graphischem Gebiete hervorzuheben. Von den kräf- 
tigen, imWege des I-Ianddruckes hergestellten Holzschnitten bis zur vornehmen Radierung 
war auf vielen Gebieten tüchtige Frauenarbeit zu finden, die neben den bekannten und 
altbewährten Kräften neue zur Geltung brachte. Eine besonders gute Qualität war aber 
andrerseits der liguralen Keramik und verschiedenen textilen Arbeiten eigen, die heute 
schon eine relativ große Zahl tüchtiger Künstlerinnen vortrefflich ausführen. 
Mit Rücksicht auf die schwierigen wirtschaftlichen Verhältnisse ist es jetzt besonders 
zu bedauern, daß der Kunstmarkt in Wien noch keine bedeutende ständig zugängliche 
Ausstellungsgelegenheit kennt, die sich nicht in Händen von Vereinen oder in Privat- 
händen befindet. 
Es wäre außerordentlich wichtig für die Entwicklung der heimischen künstlerischen 
Kräfte, wenn dieser für den Kontakt der Kunstfreunde und weiter Kreise mit den bedeu- 
tenden heimischen Leistungen und ihren Schöpfern so wichtige Umstand, der sich jetzt 
besonders fühlbar macht, in absehbarer Zeit behoben werden könnte. Jene Aktionen, 
welche einer künftigen Neugestaltung der Verhältnisse heute schon verarbeiten, haben 
mit der hohen Bedeutung unserer Kunst und unserer Kunstgewerbe als wirtschaftlicher 
Faktoren zu rechnen. Die heimischen Talente bilden zum Stolz des Vaterlandes einen 
Faktor, der ihm nicht nur Ehren, sondern auch hervorragende wirtschaftliche Erfolge zu 
bringen vermag. 
Möchte es gelingen, unter den schwierigen Verhältnissen des Augenblicks, die ein 
Zusammenfassen und Konzentrieren aller verfügbaren Kräfte erheischen, den künstlerischen 
eine würdige Rolle zu sichern und ihnen den breiteren Boden, den wirksameren Schutz 
zuzuführen, der ihnen im geistigen wie im wirtschaftlichen Leben des Staates gebührt. 
Auch hier müssen unsere Feinde erfolgreich aus dem Felde geschlagen werden, 
welche gerade auf dem Gebiete des Kunstmarktes so sehr entwickelte Organisationen 
besitzen, die unsere eigenen bisher zurückgedrängt haben. 
RSTE WIENER MODELLGESELLSCHAFT. Eine wichtige und für den 
Einfluß des Wiener Geschmacks ebenso wie für das Gedeihen der beteiligten 
Industrien förderliche Aktion ist durch die Kriegsereignisse in eine lebendige Bewegung
	        
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