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Volltext: Monatszeitschrift XVIII (1915 / Heft 3 und 4)

gerafften Kunstgutes als durch die Güte und Eigenart jedes einzelnen Stückes wie durch 
die Methode seiner unübertrefflichen Sammlerarbeit und die Organisation des Institutes 
als Erziehungsstätte, dieses Museum zu einer Musteranstalt ersten Ranges emporgebracht. 
Schon nach zojahren (1894) konnte er in seinem „Führer durch das Hamburgische Museum" 
ein Handbuch der Geschichte des Kunsthandwerks darbieten, in welchem er die reiche 
Fülle seines Wissens, seiner unablässig gesteigerten Erfahrungen und eine Summe treff- 
licher Ratschläge für Fachleute und Kunstfreunde niedergelegt hat. Das Ziel seines 
Strebens war eine Anordnung der Sammlungen, welche die technisch-künstlerische 
Entwicklung auf kulturgeschichtlicher Grundlage aufbaut. Unter diesem pädagogischen 
Gesichtspunkte hat er zeit seines Lebens gesammelt; er war der beste Kenner der öffent- 
lichen und Privatsammlungen der Welt, der eifrigste und besonnenste Besucher der 
Auktionen, unermüdlich im Aufspüren neuer und guter Erwerbungsmöglichkeiten, für 
Rekordpreise aber nie zu haben, daher auch mit so manchen neueren Erscheinungen im 
internationalen Museumsbetriebe nicht einverstanden. Bücherschreiben war ihm nicht 
allzu wichtig, von seinen Schriften seien außer den bereits oben angeführten hier nur 
noch genannt: Kunst und Handwerk in Japan (r889), Beiträge zur Geschichte der 
Töpferkunst in Deutschland (x896) und die Einleitung zu dem Katalog der Ausstellung 
japanischer Kleinkunst (Sammlung Jacoby) im königlichen Kunstgewerbemuseum zu 
Berlin (1905). 
Aber wertvoller als viele Bücher, die geschrieben wurden und werden, sind seine 
Berichte und seine bis ins Kleinste ausgearbeiteten Katalogzettel, in denen eine alles 
Fachwissen umspannende stupende Gelehrsamkeit ruht. Was die Wissenschaft seinen 
Forschungen über die ostasiatische Kunst, insbesondere die japanische Töpferkunst dankt, 
ist von dauerndem Werte und wird ihm, der als erster die nationalen und technischen 
Grundlagen des japanischen Kunsthandwerks erforscht hat, für alle Zeiten zur höchsten 
Ehre gereichen. Anläßlich unserer im Jahre 1905 veranstalteten Ausstellung japanischer 
Kunst trat er hier zum letzten Male als Vortragender auf und erntete, ebenso wie kurz vor- 
her Lichtwark, sein Lieblingsschüler und Geistesverwandter, große verdiente Huldigungen. 
Er war kein Schönredner, aber ein hinreißender Sprecher für Wissende, die lernen 
wollen. Daß ein Mann wie er, der über so viele Einsichten verfügte, ein so unüber- 
treiflich feines Gefühl für Gut und Schlecht, Wahr und Falsch hatte und sein Wissen 
kommandierte wie ein Feldherr, den Fälscherkünsten das größte Interesse abgewann und 
ihre Schliche und Tücken mit allen Mitteln des Geistes zu ergründen und zu bekämpfen 
suchte, lag nahe. So wurde er der Begründer und war durch zwölf Jahre der Präsident unseres 
internationalen Museenverbandes, der sich hauptsächlich mit diesen Angelegenheiten zu 
beschäftigen hat. Die Achtung und Verehrung, welche Brinckmann bei den Fachleuten 
der ganzen Welt genoß, kam bei diesen Tagungen in erhebender Weise zum Ausdruck. 
Er hat sie sich durch ein Leben voll enthusiastischer erfolgreicher Arbeit verdient. Auch 
als Mensch war er ein Vorbild: gut und treu, eine l-Ierrschernatur und dabei der beste 
Kamerad, ein Lehrer, ein Berater, ein Freund aller Angehörigen der großen Gemeinde der 
Museumsleute, einer der kraftvollsten, besten, merkwürdigsten Deutschen der Gegenwart. 
Daß er Österreich, Wien und unser Museum innig liebte, machte ihn uns doppelt wert! 
Ed. Leisching 
DOLF BRÜNING. PORZELLAN. NEUE BEARBEITUNG VON 
L. SCHNORR VON CARÜLSFELD." Dieses für die Porzellansammlung des 
königlichen Kunstgewerbemuseums zu Berlin bestimmte Handbuch der Berliner Museen, 
vor Jahren von dem frühverstorbenen Adolf Brüning verfaßt, begrüßen wir in einer durch 
Ludwig Schnorr von Carolsfeld besorgten Neuausgabe. Es gehört viel Takt und die 
genaueste Beherrschung des weiten, reichen Materials dazu, um einer solchen Aufgabe 
gerecht zu werden. Einerseits verlangten die Pflicht der Pietät, die Schnorr dem toten 
" Mit x89 Abbildungen und z Markentafeln. Berlin 1914, Georg Reimer.
	        
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