scheint Mestrozi in jenen Jahren nicht den Humor gehabt zu haben, sich
Ìber EnttÀuschungen hinwegzusetzen.
Man hat die Selbstbiographie Mestrozis wohl ergreifend gefunden. Auch
uns erschien sie so; aber nicht so sehr, weil beim Tode des Vaters Not
herrschte; denn daraus haben sich die BrÃŒder mutig herausgearbeitet. So
etwas wirkt dann eher erhebend. Auch daà ein GeschÀftsmann durch Ãber-
arbeitung krank wird, ist eigentlich nicht erschÃŒtternd. Aber wir mÃŒssen
sagen, daà es fÌr uns weniges gibt, was uns einen betrÌbenderen Eindruck
machte, als einen tÃŒchtigen Mann verfallen und die Grenze der ruhigen
Ãberlegung sagen wir des Erhabenen verlassen zu sehen.
Es kommt uns allerdings nicht befremdlich vor, daà ein GeschÀftsmann
jener Tage nicht orthographisch schreiben kann. Wir finden es auch nicht
lÀcherlich, daà ein Mann, wie er, sich bei seinem steten VorwÀrtsstreben
wohl ÃŒber manches den Kopf zerbrochen hat, was bei regelmÀÃigerer ÀuÃerer
Bildung viel leichter zu haben gewesen wÀre; wir achten es nur, daà bei ihm
alles auf Selbstdenken und eigener Erprobung beruhte. Er hatte freilich nicht
immer den richtigen MaÃstab dafÃŒr, daà gewisse Ideen eben in der Luft
lagen, daà er doch nur Anregungen anderer ausbaute, und daà andere unab-
hÀngig von ihm auf gleiches oder Àhnliches kommen konnten. Aus all dem,
aus seiner KrÀnklichkeit und Gereiztheit erklÀrt sich wohl auch eine gewisse
GehÀssigkeit gegen andere VorwÀrtsstrebende, wie Waldherr und Bausemer
es waren.
Wir sagen dies alles natÃŒrlich nicht, um Mestrozi irgendwie herab-
zusetzen, sondern um sein Bild von den Ãbermalungen zu befreien, durch
die er es selbst entstellt hat, um ihm die richtige Stellung in der gesamten
Entwicklung der Wiener Webekunst zuzuweisen und um diese selbst klarer
erscheinen zu lassen.
Erfreulich ist auch, daà durch alle Entstellungen die Gestalt des tÌchtigen
Mannes immer wieder hindurchblickt, ein Typus jener Tage _mit all der
kleinlich bÌrgerlichen BeschrÀnktheit, aber auch mit wahrem Lebensernste
und allen hÀuslichen Tugenden.
Daà Mestrozi die bildende Kunst pflegte (wenigstens durch Beitritt in
einen Verein) und daà er auch dichterische Versuche unternahm (wenig-
stens nach dem (Tode des aufrichtig von ihm verehrten Bruders), das ist fÃŒr
einen geistig angeregten Mann jener Zeit fast selbstverstÀndlich; seine Liebe
zur Musik mag aber zu seinem tieferen Wesen gehört haben (wie wir schon
vemahmen, ist einer seiner Nachkommen ja auch von Beruf Musiker
geworden). Und an seinem Kunstsinne und Geschmack im allgemeinen
dÃŒrfen wir jedenfalls nicht zweifeln)"
Dem x83: gegrÌndeten Vereine zur Förderung der bildenden Kunst trat er sofort bei; auch wurde er
"bestÀndiges Mitglied des Kirchenmusikvereines zu St. Laurenz im Schottenfelde". Dieser x82a gegrÌndete
Verein war der erste organisierte Kirchenmusikverein Wiens. Die Schottenfelder Kirche selbst war ÃŒbrigens
dadurch berÃŒhmt, daà sie mit ihrer 1790 verferÃŒgten Orgel das beste Werk dieser Art in Wien besaÃ.
Ãber den Todestag Paul Mestrozis sind wir leider nicht unterrichtet. Wie uns der hochwiirdige Herr fÃŒrst-
erzbischöfliche geistliche Rat und Pfarrer von Schottenfeld P. Robert Tursky freundlichst mitteilt, findet sich in
den Sterbematriken der Schottenfelder Pfarre (bis zum Jahre 1847) kein den Tod Paul Mestrozis betreffender