Die Kette bestand aus Organsin, der Schuà aus Tramaseide. Und an anderer
Stelle heiÃt es daselbstzl" "Brillant-Stoffe fÃŒr Kleider- und I-Iutputz mÃŒssen
zarte Figuren aus der Phantasie haben, eine starke NÃŒancirung thut hier die
beste Wirkung. Brillant-TÃŒchel mÃŒssen groÃe Phantasie-Blumen, BlÀtter
oder sonstige Figuren haben, und durch die Bindungen oder Schraffirungen
sehr auf Effekt getrieben werden.""""
FÃŒr den Naturalismus der Zeit war dies eine sehr geeignete StofTart.
Aber auch rein vom Standpunkt der Webekunst aus muà man die âBrillantin-
stoffe" sehr hoch einschÀtzen. Nicht mit Unrecht sagt Bujatti von ihnen:
âWenn schon die Seide als Königin unter den Textilstoffen gepriesen
wird, so nimmt folgerecht der Brillantinstoff den Ehrenplatz unter den
Seidengeweben einÃil"
Man darf eine Periode der Weberei jedenfalls nicht unterschÀtzen, die
auf einem Gebiete das Höchste erreicht hat. Ja man darf vielleicht sagen,
daà diese Zeit in der Weberei in mancher Beziehung ebenso "klassisch"
dasteht wie Gotik, Renaissance oder Rokoko mit ihren Geweben. Denn
nichts kann als höheres Zeichen der Entwicklung angesehen werden, als
wenn eine Zeit imstande ist, fÃŒr ihr Wollen nicht nur die eigenartigste kÃŒnst-
lerische Gestalt, sondern auch die vollendetste technische DurchfÃŒhrung zu
finden. Die hohen VorzÃŒge dieser Kunst, die enge Verbindung von Technik,
Material und Form können in den Abbildungen allerdings nur in geringem
MaÃe zur Geltung gelangen.
Ãbrigens wurden die Brillantinstoffe nicht nur fÃŒr Kleider, sondern auch
fÌr Zimmereinrichtungen verwendet; so meldet Mestrozi, wie bereits erwÀhnt,
daà er irn Jahre 1816 fÌr das Audienzzimmer Seiner MajestÀt einen grÌnen
Brillantin geliefert habe.
Gerade auf dem Gebiete der "Brillantstoffe" waren ÃŒbrigens die BrÃŒder
Mestrozi, wie auch Bujatti (a. a. 0., Seite 130) bezeugt, besonders hervor-
ragend und es bestand in diesen Stoffen eine solche Nachfrage bei ihnen,
daà es ihnen kaum möglich war, sie zu befriedigen.
Ãbrigens mag manche Wiener Neuheit auch unter falschem Namen
bekannt geworden sein; so heiÃt es bei KeeÃz-l- âDie im jahre 1820 von
Griller in Wien erfundenen FederplÃŒsche wurden im Jahre 11822 unter
dem Namen "Velutins en plumettes" von Lyon auf die Leipziger Michaelis-
messe gebracht." Also wieder eine Mahnung zur Vorsicht.
Wenn wir heute im ganzen auch nicht imstande sind, den kennzeich-
nenden Wiener Geschmack Ìberall nachzuweisen, so können wir in den
sicheren alten Wiener Erzeugnissen doch unbedingt einen groÃen Reichtum
und eine auÃerordentliche Verfeinerung erkennen und werden bei ihrem
Studium gewià heute noch manche fruchtbare Anregung finden.
Ebenda, II, Seite 8.
N Vgl. auch Bartsch, a. a. 0., I, S. x15 B1, ÃŒber die geschichtliche Entwicklung der fÃŒr die Brillantstoife
verwendeten Maschinen von etwa 1760 bis 7o an.
F" A. a. 0., Seite x19.
1' IV, Anhang, Seite 48.