zu beanspruchen, war Wien in jenen Tagen doch auch eine wichtige Mode-
stadt von eigenartigem Geschmack, der sich natÃŒrlich der Zeit einfÃŒgte,
dem Zeitgenossen aber bewuÃt war; man hÀtte sonst nicht in auslÀndischen
BlÀttern (vgl. Anmerkung" auf Seite 397) besondere Wiener Modebilder
im Gegensatz zu solchen aus Paris und anderswoher gebracht.
Es wird an uns liegen, diesen Anspruch Wiens auch heute wieder als
berechtigt erscheinen zu lassen, und nichts kann uns dabei vorteilhafter sein,
als wenn wir die Errungenschaften unserer Vorfahren lebendig erhalten, so
daà ein RÌckblick hier zugleich ein Ausblick in die Zukunft werden kann?
UBER GOTISCHE TRUHEN IN NORD-
DEUTSCHLAND 50' VON KURT FREYER-
F LE N S B U R G .80-
JN. U, IE folgenden Zeilen haben nicht die Absicht, eine
Clgl-wzi- vollstÀndi e Ãbersicht der esamten otischen
L T n k g r N dd r hi d gb 13'
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(5 pÀgiwi-Ã; I: dem Relchtum an Typen, der vielleicht in keiner
ÀxvYÃ-yÀÃq andern Epoche so groà ist wie im Mittelalter,
wÃŒrde diese Aufgabe den hier zur YerfÃŒgung
ÃJR, stehenden Raum weit ÃŒberschreiten. Ãberhaupt
Àfiiifz3iÀÃTz-g i; soll die Untersuchung weniger auf das Historische
g: gerichtet sein. Eine Betrachtung unter entwick-
lungsgeschichtlichem Gesichtspunkt wÃŒrde hier
auch wenig Ergebnisse bringen, denn die ein-
zelnen Typen gehen, wie wir sehen werden, im allgemeinen zeitlich parallel,
ohne daà sich in den beiden Jahrhunderten, um die es sich hier handelt, dem
XIV. und XV., wesentliche Stilwandlungen erkennen lassen. Sondem es
soll der Versuch gemacht werden, die Haupttypen, die sich innerhalb der
gotischen Truhenkunst Norddeutschlands sondern lassen, in ihrer Erschei-
nungsweise zu charakterisieren, dadurch den Gesamtbegriff, den man sich
von der norddeutschen Möbelkunst des Mittelalters bilden kann, zu klÀren
und zu vertiefen und so vor allem die verschiedenen Arten des in diesen
Werken zum Ausdruck kommenden Kunstwollens zu erfassen. Von
allen Möbelarten sind die Truhen hierfÌr am geeignetsten, weil sie am
wenigsten bestimmt sind von dem Gebrauchszweck, es ist einfach ein
rechteckiger, mit flachem Deckel versehener Kasten, an dem nur die Vorder-
seite dekoriert ist, so daà sich hier die kÌnstlerische Absicht des Erzeugers
frei aussprechen kann, und weil sie ebensowenig bestimmt sind von der
Anlage des umgebenden Raumes, sei es ein kirchlicher oder profaner. Infolge
" Das Museum hat daher auch schon Ende Mai eine wechselnde Ausstellung der alten österreichischen
Textilerzeugnisse begonnen. Wegen mangelnden Personales und aus andem GrÃŒnden kann diese VorfÃŒhning
einstweilen allerdings nur Fachkreisen zugÀnglich gemacht werden; doch werden diesen alle Bequemlichkeiten
zum Studium geboten.