österreichischen Seidenindustrie zÀhlt, in diesem Werke nicht genannt wird;
er hatte freilich, wie er selbst betont, nie eine StaatsunterstÃŒtzung gefor-
dert. Und so ist es auch gekommen, daà er bei Slokar, der sich berech-
tigterweise vielfach an Helene Deutsch anschlieÃt, mit keinem Worte
erwÀhnt ist."'
Von weiteren Werken, die uns in die Webekunst jener Zeit einfÃŒhren,
sei noch âDie Vorrichtungskunst der WerkstÃŒhle" von dem Wiener Manu-
fakturlehrer Johann Georg Bartsch angefÃŒhrt (Wien 1832 und 1833). Wer
sich ÃŒber die damals ÃŒblichen WebstÃŒhle und sonstigen Vorrichtungen,
ÃŒber Stoffe, Bindungen und Bezeichnung der Stoffarten unterrichten will,
wird hier alles Wichtige finden; der dazu gehörige Atlas bringt nicht nur
sehr lehrreiche Abbildungen, sondern auch 120 eingeklebte Stoffproben
verschiedenster Art, die uns mehr aufklÀren als viele Worte."""
Gewià ist die Erforschung neuerer Zeiten in mancher Beziehung leichter
als die Àlterer, in anderer Hinsicht aber auch schwieriger. FÌr frÌhe Zeiten
ist es oft viel getan, wenn man bestimmte Gruppierungen treffen und gewisse
allgemeine Gedanken nachweisen kann; bei spÀteren muà man jedoch immer
mit der Gefahr rechnen, daà unter zahllos erhaltenen ein zufÀllig Ìber-
sehenes Dokument oder ein neu auftauchendes die scharfsinnigsten
Vermutungen ÃŒber den Haufen wirft. So haben wir gerade bemerkt, daÃ
selbst in dem anscheinend reichsten Urkundenmateriale unter UmstÀnden
etwas Wichtiges, ja Entscheidendes, fehlen kann. Es wird uns dies aber nicht
nur fÌr Àltere Zeiten immer vorsichtiger machen, sondern auch immer
wieder daran erinnern, daà man bei der Erforschung neuerer Zeiten ebenso
kritisch verfahren sollte, wie man es bei alten fÌr nötig hÀlt.
Wir mÃŒssen aus den gleichen GrÃŒnden aber auch fÃŒr unseren Versuch
einige Nachsicht in Anspruch nehmen. Denn wenn wir uns auch bemÃŒht
haben, die angegebenen Untersuchungen durch neue Forschungen zu
ergÀnzen und insbesondere auch gegenstÀndliches Material in höherem
Grade als bisher heranzuziehen, so sind wir uns doch bewuÃt, auch nicht
vergleichsweise AbschlieÃendes bieten zu können.
Wir mÃŒssen uns bei den folgenden Betrachtungen auch auf die Seiden-
Weberei beschrÀnken; denn wollten wir die glÀnzend entwickelte Band- und
Schalweberei Alt-Wiens, den Stoffdruck, die Posamenterie und verwandte
Gebiete mit heranziehen, so wÃŒrde der in Aussicht genommene Umfang
dieses Aufsatzes allzusehr ÃŒberschritten. Auch die "Seidenzucht", die
' KeeÃ, ll, Seite 302. âln Seidenzeugen ÃŒberhaupt sind die Fabriken von l-lombostel, Mestrozi und
AndrÀ die ersten". Bujatti, a. a. 0., Seite 13a. Die erste Auflage des "Denltbuches" von Kraus aus dem jahre
18:1 enthÀlt (nach Mitteilung des Herrn Al. Trost) auf Seite 16 die Angabe: "Unter den vielen Fabriken
verdienen vorzugsweise genannt zu werden: l. Die der Herren BrÃŒder Paul und Vitalis Mestrozzi, bilrgerl.
Hausinhaber Nr. ao7." Die Auflage vom jahre 1822 berichtigt nur die frÃŒhere Angabe "bÃŒrgerliche Hausinhaber"
in "BÃŒrger und Hausinhaber", nennt die Mesuozzi jedoch auch an erster Stelle. Die Auflage von x8z6 fÃŒhrt die
BrÌder nicht mehr an, da, wie wir sehen werden, das Unternehmen inzwischen aufgelöst war. Nebenbei bemerkt,
entspricht die erwÀhnte Hausnummer 207 der spÀteren Nummer 3x8.
i" Bartsch hatte eine Webereischule im Gemeindehause zu Gumpendorf (Wien, VI. Bezirk) inne; siehe
Bujatti a. a. 0., Seite x07.