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die vertieften Formen als durch die stehenbleibenden Grate gebildet, es
entsteht mehr durch Hineinarbeiten ins Holz als durch Herausmodellierung.
Das Ornament der Seitenpfosten dagegen, das auch zum Teile durch stehen-
gelassene flache Felder gebildet wird, weicht etwas von dem ÃŒblichen Kerb-
schnittstil ab. Durch diesen Unterschied zwischen dem Ornament der Seiten-
pfosten und dem des Mittelbrettes wird hier auch der Aufbau der Truhe ein
wenig berÌcksichtigt. Aber das Wesentliche ist doch, daà die ganze Ansichts-
fiÀche der Truhe vom Ornament vollstÀndig bedeckt ist. Die andere Verwen-
dungsart des Kerbschnittes, daà das Ornament in einzelnen Rosetten und
dergleichen Ìber die FlÀche verstreut ist und diese selbst durchaus zur Geltung
kommen lÀÃt, ist seltener, Wohl hauptsÀchlich ÃŒblich bei SchrÀnken. (Siehe
Abb. 2, Schrank aus Nordfriesland, im Flensburger Museum.)"' Es kommt hier
wohl zu einer Sonderung, aber nicht zu einer harmonischen Beziehung
zwischen Grund und Muster. Ein schönes Beispiel reinen Kerbschnittstils ist
ÃŒbrigens das Ornament am Gesimsbrett dieses Schrankes. Dem Wesen dieser
Technik entsprechend ist das Kerbschnittornament durchaus abstrakter Natur,
zumeist mit zentralem Anordnungsprinzip, also ohne Markierung der (hori-
zontalen oder vertikalen) Hauptrichtungen des Möbels.
Die zweite Gruppe wird in ihrer einfachsten Form dargestellt in einer
von FÃŒhnen stammenden Truhe des Kopenhagener Museums (Abb.
Die hauptsÀchlich zur Anwendung kommende Technik ist als Linienschnitt
zu bezeichnenÃ" Nicht weniger abstrakt als das Ornament der ersten Gruppe,
zeigt dieses doch schon eine ausgesprochene Bewegung, ein Aufstreben und
Sich-ZusammenschlieÃen. Und eine gewisse architektonische Absicht kommt
in einer allerdings nur angedeuteten Unterscheidung von Rahmen und
FÃŒllung zum Ausdruck. Aber diese Unterscheidung wird nicht, wie zum
Beispiel bei den Truhen der Renaissance, durch die Konstruktion gebildet,
sondern die rahmenden Streifen sind in gleicher Weise wie die FÃŒllungen
aus dem Brett herausgeschnitten. Dazu kommt, daà die Seitenpfosten den
gleichen Dekor zei-
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zum Teil um Hobelarbeit. Abb. 3. Museum Kopenhagen, von FÃŒhnen, XV. Jahrhundert