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Volltext: Monatszeitschrift XVIII (1915 / Heft 7 und 8)

fÃŒhren kann. Es spricht aus ihm die strenge Sachlichkeit des Handwerkers, 
aber wir empfinden nichts von der IntensitÀt des GefÌhls, das uns doch als 
eine I-Iaupteigenschaft mittelalterlichen Geistes erscheint. Anders verhÀlt es 
sich mit der zweiten und dritten Gruppe. Bei der zweiten Gruppe ist der 
Ausdruck des Ornaments feierlich wie die gotische Architektur, in seiner 
einfachen Form (Abb. 3) von innerlicher Schlichtheit oder (Abb. 6) voll 
verhaltener Glut, in der reicheren (Abb. 4 und 5) sehnsuchtsvoll bewegt, bis 
ins InbrÃŒnstige gehend. Das Ornament der dritten Gruppe, zumal bei der 
Flensburger Truhe (Abb. 8), ist ganz mit leidenschaftlichem Ausdruck erfÃŒllt, 
innerlich durchwÃŒhlt (bezeichnend, daß die FialenblÀtter nicht aufwÀrts 
streben, sondern in sich zurÃŒckiiuten), man empfindet hinter dieser gewaltig 
formenden Kraft eine seelische Erregung von höchster IntensitÀt, sodaß hier 
fast die Grenze erreicht wird, an der das Kunstgewerbe in die von den 
Fesseln des Technisch-Praktischen befreite reine Kunst ÃŒbergeht. Bei andern 
Werken der dritten Gruppe (Abb. II und I3) und besonders bei der vierten 
Gruppe herrscht ein heiterer, prÀchtiger Ton, der sogar zu einer fÌr jene 
Zeit auffallenden, ruhigen Harmonie abklingt. 
Wollen wir  mit allem Vorbehalt  die Beziehung zu der sozialen 
Gliederung jener Zeit suchen, so wÃŒrde  obwohl die meisten dieser Truhen 
wohl kirchlichen Zwecken gedient haben  die erste Gruppe dem gebun- 
denen Denken des Bauerntums entsprechen, die zweite das kirchlich-religiöse 
FÃŒhlen jener Zeit zum Ausdruck bringen, die dritte und vierte Gruppe aber 
bezeichnend sein fÃŒr die Kreise der Vomehmen und besonders des aufstei- 
genden BÃŒrgertums, in denen jene fÃŒr das Mittelalter so charakteristische 
Mischung von Mystik und Weltfreudigkeit lebte, in denen aber auch  im 
Norden  noch der phantastische Sinn und die leidenschaftliche Bewegtheit 
altgermanischen I-Ieldenwesens nachklang. 
KLEINE NACHRICHTEN 50- 
KUNSTAUSSTELLUNG DES INVALIDENFONDS IN WIEN. Es gehört 
zu den erhebenden EindrÃŒcken der ernsten Kriegszeit, zu sehen, wie opferfreudig 
und gabenfroh die Bevölkerung Österreichs den Einladungen des KriegsfÃŒrsorgeamtes 
gefolgt ist. Ein ganz spezielles und sehr interessantes Gebiet des Studiums bieten hier die 
Sammlungen von jenen Objekten, welche Kunstwert besitzen, die eben sorgfÀltig geordnet 
und gesichtet werden und teilweise auch schon ausstellungsfÀhig gemacht sind. WÀhrend 
die kunstgewerhlichen Gaben noch nicht so weit geprÃŒft und katalogisiert sind, daB 
eine ganz abgeschlossene Aufstellungsweise möglich war, sind die Bilder und graphischen 
Werke bereits so gehÀngt und angeordnet, daß ihre Zusammenstellung den Eindruck einer 
kleinen Kunstausstellung macht. 
Die verschiedenen Stockwerke eines großen Modehauses im III. Bezirk, welche dem 
KriegsfÃŒrsorgeamt zur VerfÃŒgung gestellt wurden, bergen nun die Resultate rÃŒhriger 
SammlertÀtigkeit, welche der Chef des KriegsfÌrsorgeamtes Feldmarschalleutnant Löbl in 
Szene zu setzen verstand. 
Trotz der Ungunst der Zeit hat sich eine sehr stattliche Anzahl von Werken ein- 
gefunden. Man braucht nur eine Mater dolorosa von J. V. KrÀmer oder das Schönbrunner
	        
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