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Volltext: Monatszeitschrift XIX (1916 / Heft 1 und 2)

„WÀhrend der Vorarbeiten war es als einer der schönsten Erfolge begrÌßt, daß neben 
ihren reichsdeutschen Freunden auch unsere langjÀhrigen Bundesgenossen, die öster- 
reichischen Werkbundsmitglieder, ihre Teilnahme zusagten. Die frischen KrÀfte beider 
Reiche hatten schon 1900 auf der Pariser Weltausstellung Schulter an Schulter gestanden 
und seither in allen KÀmpfen und Siegen fÌr die neuen Ideale treue Kameradschaft gehalten. 
Dem Bilde deutschen Wollens und deutschen Könnens in Werkarbeit und Kunst hÀtten 
ohne sie die hellsten Glanzlichter gefehlt." 
In der Besprechung der besonderen Leistungen, die in dem engen Rahmen des Jahr- 
buches Aufnahme finden konnten, wurde dem österreichischen Hause der erste Platz 
eingerÀumt. „Nicht aus Höflichkeit gegen unsere GÀste, sondern weil alle Hoffnungen und 
WÌnsche des Werkbundes sich nirgends der ErfÌllung mehr genÀhert haben." 
Gelegentlich nennt Jessen die Wiener Freunde auch „Ausstellungsvirtuosen", deren 
beneidenswertes Geschick in der Auswahl und VorfÃŒhrung geschmackvoller Leistungen 
er hervorhebt. 
Die Geschlossenheit und Einheitlichkeit der Leistung des österreichischen Hauses 
steht einer Mannigfaltigkeit und Vielgestaltigkeit deutscher Arbeit gegenÃŒber, die wieder 
in anderer Richtung und Art ihre Bedeutung besitzt. Wenn die meisten FÃŒhrer der Neu- 
gestaltung deutschen Kunstlebens in ihrer Eigenart leider nicht gerade immer durch 
besonders geglÃŒckte neue Leistungen vertreten sind, so treten auch daneben neue und 
bisher noch nicht bekannte Persönlichkeiten und Leistungen hervor, die eine Erweiterung 
der Arbeits- und Wirkungskreise bedeuten. Insbesondere Berlin erscheint nunmehr an 
ProduktivitÀt an erster Stelle; aus der FÌlle des Gebotenen sei die treffliche Ausbildung der 
BureaugebÀude, Maschinenhallen, Verkehrshallen hervorgehoben, aus den Einzelgebieten 
das Glas in seiner monumentalen Anwendung als Baumaterial und in seiner vorwiegend 
kÃŒnstlerischen als Glasfenster. Daß die großen Verkehrsunternehmungen des Reiches und 
der PrivatgrÌndungen immer mehr in den Bannkreis der kÌnstlerischen WerktÀtigkeit 
gezogen werden, gehört zu den stÀrksten und fruchtbringendsten Erfolgen der Bewegung. 
Gerade hier wÃŒrde das deutsche Beispiel in Österreich tatkrÀftige Gefolgschaft nötig 
haben. Den kÃŒnstlerischen Freunden im Reiche öffnen sich weit größere Möglichkeiten 
und Wirkungsgebiete im öffentlichen Leben, als dies in unserem talentreichen, aber konser- 
vativen Vaterland erreicht werden konnte  zum Schaden unserer Wertarbeit. Sie gilt 
zumeist, wie dies von dem Propheten gesagt wird, noch immer im Vaterland weniger als 
außerhalb desselben. 
DEUTSCHES VVARENBUCHÄ" Als ein Resultat langjÀhriger BemÃŒhungen und 
stetiger emsiger WerbetÀtigkeit ist nun ein deutsches Warenbuch erschienen, das 
von der DÃŒrerbund-Werkbundgenossenschaft I-Iellerau bei Dresden herausgegeben wurde. 
Es ist eine Weiterbildung des ersten illustrierten Kataloges: "Gediegenes GerÀt fÌrs Haus", 
der x91: erschien; sie ist auf wesentlich ausgedehnterer Grundlage verfaßt und durch 
Mitwirkung des Werkbundes ermöglicht worden, gleichzeitig hat eine stattliche Anzahl 
von Mitgliedern der l-lÀndlerschaft das Unternehmen gefördert  ihm eine praktisch 
wichtige Basis gegeben. Einerseits ist die Auswahl der als empfehlenswert und sachlich 
wie formal gediegen erkannten GegenstÀnde von Mitgliedern des beratenden Ausschusses 
bewerkstelligt worden, anderseits die Möglichkeit des leichten Erwerbes der Objekte 
durch die verzeichneten Firmen gewÀhrleistet. 
Nicht kÃŒnstlerische Ziele allein konnten maßgebend sein, sondern Forderungen 
der Sachlichkeit und des Geschmacks in Verbindung mit der RÃŒcksichtnahme auf die 
praktischen Notwendigkeiten des Lebens, auf weite Konsumentenkreise. 
Der Augenblick, in dem das Buch erscheint, ist vielleicht bestimmend fÃŒr sein 
Schicksal. Es ist sicher sehr wichtig, daB gerade jetzt gezeigt worden ist, wie vielseitig und 
gut durch deutsche Arbeit allein den BedÌrfnissen des hÀuslichen Lebens entsprochen 
' Herausgegeben von der DÃŒrerbund-Werkbundgenossenschaft Hellerau.
	        
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