Ganz anders spiegelt sich das Bild einer Mode, die der Geschichte
angehört, wie jenes, das Geschichte werden soll.
Geschichtliche Modebilder, abgeschlossen in sich, bringt die historische
Abteilung, welche aus den BestÀnden des k. k. Ãsterreichischen Museums
auf der Galerie des SÀulenhofes ausgebreitet ist.
Diese Ausstellung, deren Anordnung von dem Vizedirektor Regierungs-
rat Dr. Dreger und dem Bibliotheksvorstand Regierungsrat Ritter durch-
gefÃŒhrt worden ist, umfaÃt Kleidungen und Kleidungsbestandteile von der
Mitte des XVIII. bis zur Mitte des XIX. Jahrhunderts und greift nur in
wenigem ÃŒber diesen Zeitabschnitt hinaus.
Die Grenze wurde so gezogen, daà die Kleidung der letzten zwei
Generationen ausgeschaltet wurde; dies vermittelt eine gewisse Distanz
fÃŒr den Ãberblick und gibt zugleich jener Zeitspanne Ausdruck, innerhalb
welcher die Sympathien fÃŒr die Vergangenheit von neuem lebendig zu
werden pfiegen.
TatsÀchlich erinnert man sich heute ja so gerne wieder der GroÃvÀter-
zeit auch in der Mode. Wichtig ist auch, daà der vorgefÌhrte historische
Zeitraum bereits jenes Pathos und jener getragenen WÌrde Àlterer Perioden
entbehrt, die auch uns gÀnzlich ferne liegen.
Hingegen ist die Anmut und Leichtigkeit des Lebens wie des Schaffens,
der Sinn fÌr Lebensgenuà und geistreiches Spiel darin, die "eine uns noch
verstÀndliche Sprache und Lebensauffassung widerspiegeln, wenn sie auch
EinflÃŒsse der romanischen Welt zeigen. Namentlich vom Beginn des
XIX. Jahrhunderts ab tritt dann schon die österreichische Note stark in die
Erscheinung und es ist fÃŒr das Ziel der Veranstaltung nicht ohne Bedeutung,
daà wir hier den energischen Anfang einer Befreiung vom französischen
Einfluà erkennen, der noch im XVIII. Jahrhundert ÌbermÀchtig war.
Im XIX. Jahrhundert treten die Wiener Erzeugnisse schon stark hervor,
die sich endlich in der Schubert-Zeit, in der Periode WaldmÃŒllers, Daflingers,
Fendis, Eybls, Dannhausers zu ausgesprochenen Wiener Typen verdichten.
Eine groÃe Zahl von Malern, die mit der Darstellung der Gesellschaft,
mit dem PortrÀt und dem Sittenbild gerade zum Ruhme der österreichischen
Form so viel beitrugen, drÃŒcken zugleich auch die Beweglichkeit, Lieblichkeit
und Besonderheit der alten wienerischen Art aus, mit der man heute so oft
und so gerne Staat macht.
So sehr auch der Kontakt mit der Pariser Mode noch seine Wirkung
besaÃ, er vermochte doch nicht mehr die Wiener Erscheinung so zu binden,
wie in den vorher abgelaufenen Perioden. Mit dem Auftreten der starken
Betonung bÌrgerlichen Lebens beginnt die intemationale FÀrbung gegen-
ÃŒber einer lokalen zurÃŒckzutreten.
Dabei bleibt aber das Charakteristische, die Einheit des Geschmacks,
auch im XIX. Jahrhundert noch so lange ungetrÃŒbt, als der gesellschaftliche
Zusammenschluà ein enger, die AutoritÀt maÃgebender Kreise eine unge-
brochene war.