Wir wissen aber aus den Verhandlungen, welche die modeschaffenden
Interessenten zum Zwecke ihrer Einigung pflegen, daà das so wichtige
Zugehör der Kleidung eine I-Iauptleistung des französischen Marktes bildete.
Wir wissen ferner, daà die Gewohnheit der AbhÀngigkeit vom fremden
Impuls die Bewegungsfreiheit der Produzenten lÀhmte und das groÃe
Publikum zu einer oft gedankenlosen ZurÌcksetzung heimischer KrÀfte
verleitete, indem es fremde Vorschriften bedingungslos akzeptierte. Gerade
hier hat die kÌnstlerische Beeinflussung der Mode ihren stÀrksten Hebel. Sie
wagt unbedenklich die Beiseitesetzung der fremden Vorschrift in ihren Details,
wÀhrend sie naturgemÀà von dem festgestellten Rahmen beeinfiuÃt bleibt.
Die Bilder, die sie diesem Rahmen einfÃŒgt, sind aber eigene Leistungen.
Die Farbengebung und Materialverwendung, die das geschulte Auge
des KÃŒnstlers in unserem Klima liebt, die Formgebung, zu der unser Frauen-
typus anregt, der Sinn fÃŒr Ornament, den unsere kunstgewerbliche Schulung
entwickelt hat, sie geben die I-Iauptnoten; dann kommt der Sinn fÃŒr das
Material, der immer neue Wirkungen aus vorhandenen Elementen holt.
Die Wiener WerkstÀtte und die an der Wiener Kunstgewerbeschule heran-
gebildeten KrÀfte, die Absolventinnen Wiener staatlicher Fachinstitute fÌr
Frauengewerbe, Frauenhandarbeit, sie beherrschen eben nicht nur das Kleid,
sondern auch alle Beigaben. Sie dehnen ihre kÃŒnstlerische EinfluÃnahme auf
alles aus, was schmÌckt und belebt. Sie sind voll von wienerischen EinfÀllen
und Ideen, gestalten fortwÀhrend neue Gebiete mit frischen Impulsen aus.
In der seit Jahren gepflegten Geschmackskultur und Materialpfiege des Wiener
Bodens liegt ein reicher KrÀftevorrat. Gerade das Betonen der spezifisch
wienerischen Geschmacksnote im Sinne einer kÃŒnstlerisch zusammen-
geschlossenen und gehobenen Wirkung zeichnete die VorfÃŒhrungen der
kunstgewerblichen Kreise aus.
Zwischen der guten Schneiderei und dem guten Kunstgewerbe bestand
bisher eine gewisse Spannung, eine Art RivalitÀt, die beiden schadete.
Statt daà man froh war, zwei so tÌchtige, leistungsfÀhige, umfangreiche
Werkmannschaften zu besitzen, kannte man nur das Entweder-Oder, die
unbedingte Schneidertreue und die begeisterte AnhÀngerschaft fÌr die kÌnst-
lerische Form. Das Publikum und die gute Sache kamen dabei zu kurz.
Die VorfÃŒhrungen haben gezeigt, wie tÃŒchtig die Schneider arbeiten
und wie vornehm und geschmackvoll die KÃŒnstler bilden. Dabei konnte man
sehen, wieviel beide durch einen Zusammenschluà gewinnen. Wie sehr die
KÃŒnstler Maà zu halten verstehen, wie fein sie den Ton der groÃen Welt zu
treffen wissen wenn sie diese hinter sich fÃŒhlen d, konnten viele zu ihrer
Ãberraschung feststellen, die vorher dem KÃŒnstler nur Laune und Phantasie,
aber keine Realpolitik zutrauen wollten.
Unter FÃŒhrung von Ihrer Durchlaucht Prinzessin Franziska Hohenlohe-
Schönborn und Ihrer Exzellenz GrÀfin Nandine Berchtold hat ein groÃes
Damenkomitee von ÃŒber siebzig Mitgliedern die gesellschaftliche Unter-
stÃŒtzung der Aktion ÃŒbernommen. Die vornehme Gesellschaft, welche den