MAK

Volltext: Monatszeitschrift XIX (1916 / Heft 1 und 2)

Wir wissen aber aus den Verhandlungen, welche die modeschaffenden 
Interessenten zum Zwecke ihrer Einigung pflegen, daß das so wichtige 
Zugehör der Kleidung eine I-Iauptleistung des französischen Marktes bildete. 
Wir wissen ferner, daß die Gewohnheit der AbhÀngigkeit vom fremden 
Impuls die Bewegungsfreiheit der Produzenten lÀhmte und das große 
Publikum zu einer oft gedankenlosen ZurÌcksetzung heimischer KrÀfte 
verleitete, indem es fremde Vorschriften bedingungslos akzeptierte. Gerade 
hier hat die kÌnstlerische Beeinflussung der Mode ihren stÀrksten Hebel. Sie 
wagt unbedenklich die Beiseitesetzung der fremden Vorschrift in ihren Details, 
wÀhrend sie naturgemÀß von dem festgestellten Rahmen beeinfiußt bleibt. 
Die Bilder, die sie diesem Rahmen einfÃŒgt, sind aber eigene Leistungen. 
Die Farbengebung und Materialverwendung, die das geschulte Auge 
des KÃŒnstlers in unserem Klima liebt, die Formgebung, zu der unser Frauen- 
typus anregt, der Sinn fÃŒr Ornament, den unsere kunstgewerbliche Schulung 
entwickelt hat, sie geben die I-Iauptnoten; dann kommt der Sinn fÃŒr das 
Material, der immer neue Wirkungen aus vorhandenen Elementen holt. 
Die Wiener WerkstÀtte und die an der Wiener Kunstgewerbeschule heran- 
gebildeten KrÀfte, die Absolventinnen Wiener staatlicher Fachinstitute fÌr 
Frauengewerbe, Frauenhandarbeit, sie beherrschen eben nicht nur das Kleid, 
sondern auch alle Beigaben. Sie dehnen ihre kÃŒnstlerische Einflußnahme auf 
alles aus, was schmÌckt und belebt. Sie sind voll von wienerischen EinfÀllen 
und Ideen, gestalten fortwÀhrend neue Gebiete mit frischen Impulsen aus. 
In der seit Jahren gepflegten Geschmackskultur und Materialpfiege des Wiener 
Bodens liegt ein reicher KrÀftevorrat. Gerade das Betonen der spezifisch 
wienerischen Geschmacksnote im Sinne einer kÃŒnstlerisch zusammen- 
geschlossenen und gehobenen Wirkung zeichnete die VorfÃŒhrungen der 
kunstgewerblichen Kreise aus. 
Zwischen der guten Schneiderei und dem guten Kunstgewerbe bestand 
bisher eine gewisse Spannung, eine Art RivalitÀt, die beiden schadete. 
Statt daß man froh war, zwei so tÃŒchtige, leistungsfÀhige, umfangreiche 
Werkmannschaften zu besitzen, kannte man nur das Entweder-Oder, die 
unbedingte Schneidertreue und die begeisterte AnhÀngerschaft fÌr die kÌnst- 
lerische Form. Das Publikum und die gute Sache kamen dabei zu kurz. 
Die VorfÃŒhrungen haben gezeigt, wie tÃŒchtig die Schneider arbeiten 
und wie vornehm und geschmackvoll die KÃŒnstler bilden. Dabei konnte man 
sehen, wieviel beide durch einen Zusammenschluß gewinnen. Wie sehr die 
KÃŒnstler Maß zu halten verstehen, wie fein sie den Ton der großen Welt zu 
treffen wissen  wenn sie diese hinter sich fÃŒhlen d, konnten viele zu ihrer 
Überraschung feststellen, die vorher dem KÃŒnstler nur Laune und Phantasie, 
aber keine Realpolitik zutrauen wollten. 
Unter FÃŒhrung von Ihrer Durchlaucht Prinzessin Franziska Hohenlohe- 
Schönborn und Ihrer Exzellenz GrÀfin Nandine Berchtold hat ein großes 
Damenkomitee von ÃŒber siebzig Mitgliedern die gesellschaftliche Unter- 
stÃŒtzung der Aktion ÃŒbernommen. Die vornehme Gesellschaft, welche den
	        
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