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Volltext: Monatszeitschrift XIX (1916 / Heft 1 und 2)

Die PortrÀtaufnahrne blieb, da es eine Verkaufsausstellung sein sollte, auf nur einige 
wenige Aufnahmen hervorragender Persönlichkeiten beschrÀnkt. 
Wie sehr die qualitative Verbesserung der Lichtbildaufnahmen durch die TÀtigkeit 
der Amateure gefördert wurde, kann man an der nicht unbetrÀchtlichen Zahl von Berufs- 
ateliers erkennen, die heute ein anerkennenswertes Geschmacksniveau einhalten  aller- 
dings wirkt es zugleich wieder peinlich, wenn wir sehen, wie o9: die TÀtigkeit des Photo- 
graphen als Kunst angesprochen wird. 
In einem inhaltsreichen Album vereinigte A. M. Schein eine größere Zahl von 
PortrÀtaufnal-imen zu einem Bande. Wenn wir von der etwas anspruchsvollen Einleitung 
absehen, wollen wir vorerst festhalten, daB dem Lichtbild stets die Grenzen eines 
mechanischen Verfahrens anhalten mÌssen; dal] es wohl in Ausschnitt, SchÀrfe, Beleuch- 
tung etc. einen ansehnlichen Spielraum besitzt, um persönlichen Geschmack, Empfindung 
und Beobachtungsfahigkeit zu betÀtigen, nie aber dabei die Freiheit und Konzentration 
einer kÌnstlerischen, persönlichen Schöpfung erreichen kann. 
Unter den PortrÀtaufnahmen werden wohl zumeist diejenigen gelingen, bei denen 
das Modell durch eigenen Geschmack oder Grazie der Aufnahme gÃŒnstig ist; dann alle 
jene, bei denen die Lichterscheinung, die Schwarz-Weiß-Wirkung (wenn auch ein Ton 
gewÀhlt wird), die Hauptsache bleibt; alle genrehafken und bildmÀßigen Versuche und jede 
Konkurrenz mit der Malerei mÃŒssen mißglÃŒcken. In diesem Sinne weist auch das Schein- 
Album Reizvolles neben UnzulÀnglichem auf, das wohl gar oft auf die Forderung der 
Besteller zurÃŒckzufÃŒhren sein wird, welche die Grenzen der Photographie nicht beachten, 
anderseits aber auch eine Warnung bilden kann, die Grenzen der anstrebenswerten 
Wirkungsmöglichkeit strenger zu ziehen. 
KLEINE NACHRICHTEN 50- 
PETER BEHRENS ÜBER KUNST UND TECHNIK. Die akademische 
Stelle fÃŒr Werkkultur ist mit der Veranstaltung eines Vortrages von Bedeutung zum 
erstenmal vor die Öffentlichkeit getreten. Aus dem Streben, der Ausbildung des Geistes, 
des Wissens, wie sie die Hochschule pflegt, eine ErgÀnzung zu schaffen durch FÌhlung- 
nahme mit den produktiven und umfassenderen kulturellen Bestrebungen der Zeit, wie 
sie in den Vereinigungen des Werkbundes, des DÃŒrerbundes hervortreten, entstand die 
GrÃŒndung dieser jungen akademischen Arbeitsstelle. 
Wir verdanken ihr vorerst die Gelegenheit, die sympathische und bedeutende Persön- 
lichkeit Peter Behrens' ÃŒber eines der tiefgreifendsten Probleme moderner baukÃŒnstlerischer 
BetÀtigung dozieren zu hören. Ein KÌnstler mit vielseitigen und schöpferischen KrÀften, 
den das Schicksal zur Lösung umfangreicher kÌnstlerischer und technischer Aufgaben 
berief, hat Ìber seine Anschauungen und Ìber die BetÀtigung dieser Anschauungen 
gesprochen. 
Er hat mit großem Freimut auf die Spaltung hingewiesen, welche heute noch die 
kÌnstlerische ProduktivitÀt von der hohen Vollendung des technischen Wissens und 
Könnens unserer Zeit trennt, und hat in der Verbindung beider schöpferischen BetÀtigungen 
in gemeinsamer, zu den höchsten Zielen gerichteter Arbeit die endliche Erreichung einer 
hochstehenden Kultur vorausgesehen. 
Der außerordentliche Aufstieg der Technik, der unsere Arbeit sowohl in der Industrie 
wie bei der BewÀltigung großer Bau- und Verkehrsprobleme zu frÃŒher nie gekannter Höhe 
erhob, ist verhÀltnismÀßig rasch erfolgt und hat dabei wohl Gebilde und Werke von voll- 
kommenster ZweckerfÃŒllung und einer oft eigenartigen, ÃŒberzeugenden, mitunter groß- 
artigen Formgebung hervorgebracht. So befriedigend oder imponierend ihre Erscheinung 
wirkt, sie sind doch weit davon entfernt, im Sinne von Kunstwerken schön zu sein, weil sie 
der Kunst noch fremd sind. Die frÃŒheren Kunstperioden waren im Besitze so starker
	        
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