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der Töne durchzubilden. Was die fortschreitende Chemie Neues bot,
wurde sofort herangezogen und für Zwecke der Farbenbereitung aus-
genützt. Die Porzellanfarbenscala von Sevres ist und stand immer auf
der Höhe der Zeit.
Aber über eine gewisse Grenze ist da nicht zu gelangen. Da zu
den Schmelzfarben nur erdige, feuerbeständige Farbsubstanzen zur Ver-
wendung gelangen können, so liegt es in der Natur der Sache, dass die
Palette da nie an die Aquarell- oder gar Oelfarbenpalette mit ihren
satten, organischen Pigmenten heranreichen kann.
Bei Copien muss also die Kunst der Malerei immer durch Farb-
contraste, Uebereinanderschmelzen mehrerer Farblagen und andere der-
artige Kunstgriffe über fehlende Farbtöne, mindere Farbkraft oder un-
mögliche Mischungen hinwegzutauschen suchen.
Aber selbst wo es sich nicht um solche stricte Copien handelt,
sondern nur um den Farbschmuck der Gefäße überhaupt, wo die zur
Verfügung stehenden Töne vollauf hinreicben, haften den Porzellan-
farben Mängel an - ästhetische Mängel, die schwer in's Gewicht fallen.
Diese Porzellanfarben, wie sie in Sevres und allen anderen euro-
päischen Porzellanfabriken bis etwa zur Mitte des gegenwärtigen Jahr-
hunderts fast ausschließlich zur Zier der Porzellane in Anwendung kamen
- im Wesentlichen färbige Metalloxyde mit äußerst leichtßüssigen Blei-
gläsern gemengt und verrieben-verlangen dünne lasirende Behandlung.
In gelinder Glühhitze, im Mulfelofen, aufgeschmolzen, backen sie an die
Unterlage fest, ohne aber mit dem hartflüssigen Glasurkörper, der dabei
noch gar nicht erweicht, einheitlich glasig zu verschmelzen, ohne es zu
vollkommener glasiger Durchleuchtung zu bringen, wie dies beim alten
Weichporzellan der Fall war.
Daher einerseits die inferiore, matte, kalte Wirkung der Malereien
auf Hartporzellan gegenüber dem weichen vieux Alt-Sevres, in noch
höherem Grade aber gegenüber dem Farbelfecte der decorirten Fayence.
Die Fayence - dem Porzellankörper gegenüber ein inferiores Prcduct
mit ihrer erdigen, porösen Masse und weichen, bleiischen Glasur- bietet
gerade mit der letzteren der Decorationskunst den Vortheil, dass der
Farbschmuck in die Glasur, unter die Glasur verlegt werden kann.
Auch da ist es nur die beschränkte Anzahl erdiger, feuerbeständiger
Farbkörper, die zur Verwendung kommen kann; aber in der Glasur
gelöst oder von derselben durchsetzt, mit derselben verschmolzen, er-
langen die Farben eine Durchleuchtung, eine Sättigung, gleichwie die
Farbe des Oelmalers durch das Malmittel, das Oel, und erscheinen zudem
durch die volle glasige Verschmelzung aus der Glasur hervorgegangen,
ein einheitlicher Stoff mit dem ganzen Thongebilde - ihm angehörig -
nicht dem fertigen Thonkörper aufgezwungen, oberflächlich aufgeklebt.
Diese spezifischen Reize der Farbglasuren und glasigen Farben und
Emaile der Fayence haben denn auch seit iener Zeit des ersten Por-