Leitenberger junior (am 1. Jänner des Jahres 1830), befand sich die Fabrik im
Alleinbesitze seines Sohnes Friedrich und seiner Tochter Johanna, deren
Gatte Ignaz von Orlando das Unternehmen seit dem Jahre 1811 in der
Eigenschaft eines stillen, seit dem Jahre 1824 in der eines öffentlichen
Gesellschafters geleitet hatte, übrigens immer unter dem alten Namen
„Franz Leitenberger".
Die Rechte Johannas wurden später bei dem Teilungsvertrage des
Jahres 1830 uneingeschränkt an Orlando übertragen. Der Miterbe Friedrich
Leitenberger begab sich zunächst auf Reisen, die ihn in die Schweiz und
nach Frankreich, besonders nach Mühlhausen und dann nach England
führten. Jm Jahre 1832 kehrte er zurück und trat selbst in die Leitung ein.
Das Unternehmen hob sich nun zusehends. Dabei war das Verhältnis der
beiden Leitenbergerschen I-Iäuser in Josefsthal-Kosmanos und in Reichstadt
zueinander das beste; man förderte einander, wo man konnte, und machte
den gemeinsamen Namen so zu einem der geachtetsten in der gesamten
Industrie Europas. Auch konnten die beiden Unternehmen nun durchaus als
ebenbürtig gelten.
Im Jahre 1835 umfaßte die Fabrik Kosmanos-Josefsthal zwei Form-
stechereien, 160 Drucktische, eine Walzendruckerei mit massiven Messing-
und hohlen Kupferwalzen, mit Moletier-, Guillochier- und anderen Vor-
richtungen und hatte sich überhaupt alle neuen Errungenschaften zu eigen
gemacht? Die rohen Kattune wurden von Webern des Leitmeritzer und
Bunzlauer Kreises bezogen.
In den beiden Fabriken zu Kosmanos und Josefsthal arbeiteten über
sechseinhalbhunden Arbeiter. Für deren Kinder wurden an beiden Orten
eigene Abendschulen gehalten; auch wurden früh ausgedehnte Wohlfahrts-
einrichtungen geschaffen.
Dem tiefgreifenden Verständnisse der Leiter entsprachen auch die
Erfolge des Unternehmens. Nicht nur bei der Prager Ausstellung im
Jahre 1829, auch bei der im Jahre 1831 erhielt die Fabrik eine hohe Aus-
zeichnung. Bei der Wiener Ausstellung vom Jahre 1835 wurde die Gleich-
heit und Dichte des Gewebes bei einem hohen Grade von Feinheit gerühmt.
Der Bericht hebt ferner die schönen, lebhaften und als echt erprobten Farben
hervor, „unter welchen das unverbesserliche Türkischroth zu den gelungen-
sten Lösungen der Färbekunst gehöret". Auch werden die gute Zusammen-
stellung der Töne und die Trefflichkeit sowohl des Maschinen- als des
I-Ianddruckes hervorgehoben. Die Zeichnungen gelten als mannigfaltig,
originell und unübertrefflich rein gedruckt. Der Fabrik wurde daher die
goldene Medaille als höchste Auszeichnung zuerkannt.
In der Zeit nach dieser Ausstellung wurde unter anderm noch eine
neue englische zweifarbige Plattendruckmaschine aufgestellt. Und in dem
Berichte der Wiener Ausstellung vom Jahre 183g heißt es: „Die Erzeug-
nisse dieser Fabrik lassen durchaus nichts zu wünschen übrig; sie stehen
" Über die Molette siehe Kurrer, a. a. 0., Seite 227.