maschine und zahllose andere Einrichtungen, die durch zwei - für damalige
Verhältnisse großartige - Wasserräder betrieben wurden."
Im Jahre 1846 wurde die Fabrik dann, den geänderten wirtschaftlichen
Verhältnissen entsprechend, vollständig umgestaltet, worüber wir noch kurz
berichten wollen. Es gelang dadurch, das Unternehmen glücklich in die
neue Zeit hinüberzulenkenfk" während selbst das Reichstädter Unter-
nehmen bald darauf scheitern sollte. Friedrich, dem das Hauptverdienst
der großen Erneuerung zufällt, darf darum mit Recht als zweiter Gründer
des Leitenbergerschen Hauses in Kosmanos-Josefsthal bezeichnet werden???
Das eigentliche'Stammhaus der Leitenberger in Wernstadtl war bereits
in fremde Hände übergegangen. Die Fabrik in Reichstadt wurde dagegen
unter dem Namen „Ignaz Leitenberger" durch den jüngeren Sohn des
ursprünglichen Gründers weitergeführt. Eine kräftige Stütze fand Ignaz
besonders in seinem hochbegabten ältesten Sohne Eduard, der fast jedes
Jahr irgendeine wichtige Neuerung einführte, darunter manche ihm aus-
schließlich privilegierte, auf die wir noch zurückzukommen haben. Nach
dem Gutachten der Prager Ausstellungskommission des Jahres 182g scheint
die Reichstädter Fabrik, wie gesagt, eine Zeitlang alle andern künstlerisch
und technisch überholt zu haben. Der Umsatz dieses Unternehmens war
nach dem Berichte vom Jahre 1835 anscheinend kaum geringer als der
von Kosmanos-Josefsthal, die Zahl der Fabriksarbeiter ungefähr gleich.
Mit dem Weben der Stoffe wurden außerhalb der Fabrik durch Faktoren
über 2000 Leute beschäftigt. Besonders rühmt der Bericht von dieser Fabrik,
„daß sie mit Berücksichtigung des in- und ausländischen Geschmackes nach
eigenen Original-Dessins arbeitet, und daher wesentlichen EinHuß auf den
Wechsel der Mode nimmt. Alle zum Druck nöthigen Model und Walzen
werden in der Fabrik angefertigt, in welcher sich Einrichtungen für ein-
fachen und Doppel-Rouleauxdruck mit den hiezu erforderlichen Gravir-
Maschinen, als: Molettier- undGuillochierrnaschinen undKaleydographen . . .
befinden. Der Betrieb der Maschinen geschieht durch Wasserkraft." Die
Erzeugnisse wurden in der Ausstellung als „unübertroffen" bezeichnet und
demgemäß mit der goldenen Medaille ausgezeichnet.
Auch in dieser Fabrik geschah viel für den unentgeltlichen Unterricht
der Arbeiterkinder und zur Fürsorge für die Angestellten.
Im Jahre 1837 ging das Unternehmen an Eduard Leitenberger über, der
früher schon als Geschäftsführer der Fabrik tätig warst Er vermochte die
Fabrik technisch immer weiter auszugestalten; so errichtete er auch eine
Maschinenwerkstätte, um den Bau von Maschinen eigener Erfindung durch-
1'" Schon im Jahre 1805 hatte man eine eigene Wasserleitung angelegt, die unter dem Iserhuß hin-
durchging.
1'" Es besteht bekanntlich heute noch als Aktiengesellschaft.
1'" Er starb im Jahre 1854 nach kaum vollendetem 53. Lebensjahre. - Es wird heute auch bemerkenswert
erscheinen, daß Friedrich Leitenberger zu den entschiedensten Vertretern der Idee eines handels- und zoll-
politischen Anschlusses Österreichs an den deutschen Zollverein und der Bildung eines mitteleuropäischen
Handelsbündnisses gehörte; vgl. Hallwicb, a. a. 0., Seite x28.
1- Ignaz Leitenberger starb am 26. Dezember 183g.