durch seine Genialität überhaupt den ersten Rang unter den inländischen
Fabrikanten einnähme. Leider fehlte Eduard Leitenberger bei all diesen
Vorzügen aber die Gabe des Kaufmanns, so daß er trotz der materiellen
Unterstützung durch seinen Vetter Friedrich gezwungen war, die Reich-
Städter Fabrik später aufzulassen.
Eine weitere Leitenbergersche Unternehmung haben wir gleichfalls
bereits erwähnt: die Kattundruckerei zu Niemes in Böhmen, die im Jahre
1802 durch August Starke, den Schwiegersohn Johann Josef Leitenbergers,
gegründet war, später aber jahrelang stillag und erst im Jahre 1830 von
Carl Leitenberger, einem Sohne des Ignaz, neuerdings in Betrieb genommen
wurde. Bei der Wiener Ausstellung des Jahres 1835 und der Prager des
Jahres 1836 konnte die Fabrik bereits auf sehr bedeutende Erfolge hin-
weisen. Im Jahre 1839 hören wir dann von 100 Druckmaschinen, 2 Model-
druckmaschinen, einer Walzendruckmaschine mit 70 gravierten Walzen und
sehr bedeutenden sonstigen Einrichtungen; auch werden 4 Zeichner, 3 Lehr-
linge, 5 Graveure und 40 Formstecher unter den ungefähr 400 Angestellten
der Fabrik erwähnt. Bei der Ausstellung des Jahres 1845 kommt sie nicht
mehr vor. i
Aus den Leitenbergerschen Unternehmungen hat sich, wie gesagt,
auch die Kattundruckerei von Köchlin und Singer zu Jungbunzlau heraus-
entwickelt. Wir haben bereits eingehender davon gesprochen, daß die
genannten beiden Elsässer im Jahre 1815 von Franz Leitenberger für sein
Unternehmen gewonnen worden waren; im Jahre 181g traten sie jedoch
aus der Kosmanoser Fabrik aus und gründeten eine eigene, die sich bald
den hervorragendsten Österreichs anreihen konnte. Sie verwendeten nur
sehr feine, festgewebte Ware; ihren Drucken wird Geschmack und Glanz
nachgerühmt. Als unerreicht galten ihre Drucke von Naturblumen (Abb. 51),
worin wir wohl eine Folge des Zusammenhanges mit dem Westen zu
erkennen haben; denn nirgends war der Naturalismus der Blumendar-
Stellungen so einseitig entwickelt wie damals in der unter französischem
Einiiusse stehenden elsässischen Zeugdruckerei. Tatsächlich hören wir durch
Kurrer" auch, daß der Zeichner des Hauses, G. Bachmann, aus Mühlhausen
stammte. Heute werden wir übrigens gerade diese naturalistischen Arbeiten
nicht so hoch stellen als manches andere aus der Zeit.
Nach dem Tode Köchlins führte Singer, der für einen der hervor-
ragendsten Manufakturzeichner seiner Zeit galt, das Unternehmen allein fort.
Vom Jahre 1843 an machte sich in der Fabrik auch der Einfluß Wilhelm
Heinrich von Kurrers geltend, worüber er in seinem so oft angeführten
Werke selbst berichtetfh"
Im Ausstellungsberichte von 1845 finden wir die Jungbunzlauer Fabrik
als „C. Köchlin's Söhne" wieder, wobei bemerkt wird, daß diese Fabrikanten
3' Sieh: auch Hallwich, a. a. 0., Seite 97, Kurrer, a. a. 0., Seite 63 bis 65.
h" A. a. 0., Seite 66.
i"; Ebenda.