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Volltext: Monatszeitschrift XIX (1916 / Heft 1 und 2)

1814, aber auch vorher und nachher, üblich waren (vgl. Abb. 8, g oder 12).? 
Wie schon gesagt, haben sich daneben immer die mit den östlichen 
Kattunen ursprünglich zu uns gelangten primitiven Muster und orientalischen 
Blumen erhalten, zu denen als neu die Nachahmungen indischer Schalmuster, 
insbesondere die sogenannten Palmen (persischen oder indischen Palmetten), 
hinzugekommen sind. 
Schon die Empirezeit griff daneben auf rein geometrische Musterungen 
zurück. Und gegen Ende des von uns besprochenen Zeitabschnittes künden 
sich auch bereits Nachahmungen älterer Stilarten an (so bei Abb. 59). i" 
Die eigentliche Errungenschaft der Biederrneierzeit sind aber die bloß 
auf allgemeine Raum- und Fleckwirkung angelegten Formen und die merk- 
würdigen Verschmelzungen von gewebten und bedruckten Mustern, die 
oft in den reizvollsten Widerspruch zueinander gesetzt erscheinen und 
nicht selten wirken, 
als wären zwei Flä- 
chen vorhanden, von 
denen bald die eine, 
bald die andere auf- 
taucht. So sehr heute 
manche Theorie da- 
gegen spricht, kann 
doch nur eine, auf 
vorgefaßte Meinung 
eingestellte Kunst- 
betrachtung den Reiz 
solcher Arbeiten leug- 
nen. Gerade auf dem 
Gebiete der Kleiderstoffe wurden in den Zwanziger- bis Vierzigerjahren des 
XIX. Jahrhunderts gedruckte Stoffe geschaffen, die in ihrer Eigenart nicht nur 
den schönsten gewebten Seidenstoffen dieser Glanzzeit der Weberei, sondern 
überhaupt den besten Stoffen aller Zeiten gleichgesetzt werden können. 
Und manche Reize, die man in dieser Zeit erstrebte, konnten kaum in irgend 
einer anderen Technik so gut erreicht werden als gerade im Druckstoffe. 
In früheren Zeiten haftete dem Zeugdrucke vielfach der Charakter des 
Surrogates an. Bei Cennino Cennini und in der Handschrift des Nürnberger 
Katharinenklosters, die wir weiter oben erwähnt haben, wird vom Pausen 
und Übertragen der Muster von fertigen Stoffen auf die Druckmodel ganz 
klar gesprochen, und wir erkennen die Nachahmung an vielen erhaltenen 
älteren Zeugdrucken; auch die von Glorez beschriebenen Druckstoffe mit 
Tuchstaub waren ausgesprochen billigerer Ersatz für kostbare Gewebe. Aber 
 
Abb. 6x. Aus Chr. G. Hombostels Seidenzeugmanufaktur in Wien, 1846, l'._. der 
wirklichen Grüße (Österreichisches Museum) 
i Ein Taschentuch aus gelber Seide mit Rotdruck, auf die Niederwerfung Napoleons bezüglich, aus der 
Knsmanoser Fabrik bildet Forrer ("Die Kunst des Zeugdruckes", Tafel 68) ab. England überschwemmte 
nach dem Sturze Napoleons bekanntlich das Festland mit solchen Stücken. 
"l Über Philipp Haas siehe den „Bericht über die dritte allgemeine österreichische Gewerbe-Ausstellung 
in Wien r845", Seite 387 ff.
	        
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