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Sägen, prächtige Dolche, Lanzen- und Pfeilspitzen, Arnibänder, Fingerringe, Schmuck
ketten, mannigfaltige Nadeln nebst anderen Schmuckgegenständen, und zwar fast in allen
Theilen des Landes. Zu den hervorragendsten Funden gehören jene von Kleedorf,
Stockerau, Maiersdorf, Mahrersdorf und Wolfsthal; aber auch inWien kamen
Bronzefunde zu Tage. Die eben erwähnten Funde zeigen uns, daß es einmal eine Zeit
gegeben hat, in welcher die goldglänzende Bronze nicht nur zu Schmuck, sondern auch zu
Werkzeugen und Waffen verwendet wurde.
Es ist begreiflich, daß mit dem noch späteren Eintritt des Eisens in den Cultur-
bereich des Menschen ein weiterer wesentlicher Fortschritt gemacht werden mußte, da durch
dasselbe ein zu den mannigfaltigsten Zwecken verwendbares und fast überall in genügender
Menge zugängliches Material dem Menschen in die Hand gegeben wurde, das demselben
die Erreichung der vollen Herrschaft über die Natur sicherte. Der unmittelbare Einfluß
der dem Eisen eigenthümlichen Art der Bearbeitung, des Schmiedens, hat auch seine
Rückwirkung auf die Bronze geübt, welche bisher vorwiegend mittelst des Gusses ver
arbeitet wurde, nunmehr aber in demselben Maße durch Hämmern und Treiben die
gewünschte Form erhielt. Dabei wird ihr Gebrauch mehr und mehr eingeschränkt, so daß
das Eisen zunächst zu Waffen und Werkzeugen, späterhin selbst zu Schmuck Verwendung
findet. Gleichzeitig erfährt auch die Töpferkunst eine vorzügliche Entwicklung, die sich durch
die Mannigfaltigkeit und Schönheit der Formen und den Wechsel der theils durch
Einritzen, theils durch Bemalen hergestellten Verzierungen äußert. Unser Bild zeigt eine
Auswahl solcher prächtiger Gefäße aus Niederösterreich.
Eine merkwürdige Erscheinung dieser Zeit sind die großartigen Grabhügel, in Nieder
österreich Leeberge genannt. Sie sind aus Erde über einer kreisrunden Basis aufgeschüttet
und haben eine Höhe von drei bis zu zehn Meter, während ihr Umfang nicht selten mehr als
200 Schritte beträgt, so daß sie oft weithin sichtbar emporragen. Im Innern enthalten sie
ein Gerüste oder eine Kammer aus Holzbohlen, in welcher die Asche verbrannter Leichname
nebst Gefäßen beigesetzt ist. Zu den hervorragendsten Grabhügeln ähnlicher Art gehören
jene von Deutsch-Altenburg, Nieder-Hollabrunn und von Groß-Mugel.
Untersucht und mit reichem Inhalt befunden wurden jene von Zögersdorf bei Stockeran,
Bernhardsthal, Rabensburg, Bullendorf und Pillichsdorf.
Die Frage nach dem Volke des letzten Abschnittes der prähistorischen Zeit darf als
gelöst betrachtet werden, wenn wir uns vorläufig bei der Beantwortung mit einem Namen
begnügen. Im Beginne der Eisenzeit waren die Jndogermanen längst in Völker mit
gesonderten Sprachen geschieden. Die ältesten griechischen Autoren, welche der nördlichen
Barbaren Erwähnung thun, sprechen von Kelten, worunter man damals allerdings die
westlichen Völker überhaupt begriff. Doch gilt dieser Name strenge genommen nur für die