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Volltext: Monatszeitschrift XIX (1916 / Heft 3 und 4)

Säule im Museo nazionale zu Florenz bezeich- 
net. Die Untersuchung führt uns somit auf das 
Florentiner Stück. Nun glaube ich aber kaum, 
daß man hier von einer Vice versa-Abwandlung 
sprechen kann. Beide Figuren haben nur das 
althergebrachte Motiv gemeinsam und stilistisch 
scheinen sie mir - abgesehen von den gemein- 
samen Merkmalen einer Kunstepoche - ver- 
schieden zu sein. Der Florentiner Christus ent- 
spricht den Werken Giambolognas oder jenen 
seiner in weitem Umfange arbeitenden Werk- 
statt: Das Kruzifix in der S. S. Annunziata zu 
Florenz, jenes des Gabinetto delle Gemme im 
Palazzo Pitti, im letzten Grunde auch die bei- 
den, Felice Palma signierten, sicher aber dem 
Stil Giambolognas zugehörigen Statuen Christi 
und des Täufers in der Kathedrale zu Pisa" 
könnten ihm an die Seite gestellt werden. Wie 
stark die Formen- und Typenbildung des 
Meisters auf seine enganschließende Schule 
überging, zeigt uns ferner ein Christus an der 
 
Abb. 17. Amor, Nicolö Roccaiagliata, 
Wien. Estensische Sammlungen 
 
Abb. 15. Amor, Richtung des Rocca- 
tagliata 
Säule (Abb. 7) in 
der Sammlung des 
Herrn Dr. Figdor-Wien, sicherlich das Werk 
Adriaen de VriesClh" Dieser Gruppe gehören 
auch zwei Figuren der ehemaligen Sammlung 
von Rhb in Wien "i" an: ein Christus an der 
Säule und ein bis auf das Hüfttuch nackter 
Heiland ohne Säule (ein zweites Exemplar in 
der Sammlung Beit in London); Werke aus dem 
unmittelbaren Gefolge Giambolognas, die mit 
dem gesicherten Christus des Museo Nazionale 
eng verwandt sind und eine Art Kette bilden, als 
deren Ende das Exemplar von Adriaen de Vries 
betrachtet werden kann, bei dem die Formen 
gedrückter, schwerer, athletischer erscheinen. 
Betrachten wir hingegen unsere Johannes- 
Statuette: die Formen sind zierlich, affektiert 
" FEL. PALMA SCVL. Siehe Catalogo delle cose d'Arte e di 
Amichixa in ltalia, Band II: Roberta Papini, Pisa. Rom, rgiz, Seite 10x. 
i" Sammlung Dr. Figdor-Wien. Das Stück wurde bei Lobositz 
in Böhmen ausgegraben. Höchstwahrscheinlich Stammt es aus der 
Kunstkammer Kaiser Rudolfs XI. und wurde x648 von den Schweden 
als Beute weggeschleppt, unterwegs aber in Stich gelassen. 
"S" E. W. Braun, Die Bronzen der Sammlung Guido von 
Rhö in Wien, Wien, rgoli, Tafel VILa und Tafel XVII.
	        
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