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Volltext: Monatszeitschrift XIX (1916 / Heft 3 und 4)

und, wenn wir wollen, auch leer. Dieser Figur gegenüber ist Giambologna 
unbedingt antikischer. Man vergegenwärtige sich - um eine Gewandtigur 
zum Vergleich heranzuziehen - den heiligen Lukas in der Nische von Or 
San Michele: eine antike Philosophenstatue, gesehen durch den Geist des 
Zeitalters Michelangelos; ein Zeus- oder Poseidon-Kopf auf dem Beingestell 
des Demosthenes nach Polyeuktos des Vatikans. Zu diesem Werke Giam- 
bolognas kann unsere Statuette nur als Gegensatz angeführt werden: zwar 
ist schon der Kontrapost Michelangelos da, aber der Leistung eines noch 
fest an den naturalistischen Quattrocento-Überlieferungen gebundenen 
Florentiners aufgezwungen. Dasselbe gilt auch für den Berliner Christus. 
Kann nun, für unser und für das Berliner Stück, noch an Giam- 
bologna gedacht werden? Die Entwicklung der Borentinischen Cinque- 
centokunst ist noch nicht ergründet und wir sind noch weit davon, uns 
sicher in dieser Periode zu bewegen. Dennoch will ich es nicht unver- 
sucht lassen, stilistische Annäherungsglieder für unsere Statuette zu suchen, 
bewußt - wie anfangs betont wurde -, auch in diesem Falle nur bei- 
läuiige Werte zu schaffen. Als Einleitung zur Besprechung unserer Johannes- 
Figur haben wir den Horentinischen 
Manieristenkreis der ersten Cinquecento- 
hälfte berührt und die beiden Sansovino, 
Andrea Contucci und Jacopo Tatti, 
Lehrer und Schüler, erwähnt. Der 
stilistische Zusammenhang dieser zwei 
Künstler kann dahin gedeutet werden, 
daß beim jungen Jacopo, neben der 
evidenten Anlehnung an den Meister (der 
noch auf den Traditionen des XV. Jahr- 
hunderts fußt), der neue Geist Michel- 
angelos sich ankündigt; daß er aber 
nicht römisch wird, sondern, wie sein 
Freund Sarto, iiorentinisch bleibt. 
Während der heilige Johannes des 
Contucci in der Kathedrale von Genua 
noch an den Werken der Quattrocento- 
Marmorari gemahnt, ist der elegante, 
nervös-zierliche heilige Jakobus von 
Tatti in S. M. del Fiore zu Florenz durch 
und durch das Werk einer neuen Zeit. 
Er ist aber auch rnit unserer Johannes- 
Statuette verwandt. Vor allem in der 
ausgesprochenen S-Linie, welche beiden 
Figuren Bewegung und Richtung 
Abb. 18. Imperator, venezianisch, Ende des Verleiht; dann aber auch in der Starken 
XVI. Jahrhunderts Betonung von Stand- und Spielbein, in 

	        
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