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Volltext: Monatszeitschrift XIX (1916 / Heft 3 und 4)

Der in Frankreich sich abspielenden Abwandlung des Giambologna- 
Stils möchte ich eine David-Statuette unserer Sammlung zuschreiben 
(Abb. 23). "' Der jugendliche, aufrechtstehende König stützt sich mit der 
Linken auf eine sphinxartig gestaltete Harfe; auf dem lockigen Haar trägt 
er die Krone. Die Anlehnung an Giambologna ist evident. Die Leere im 
Ausdruck, das Pathos der Gebärde rücken jedoch dieses Stück in jenen 
Kreis seiner französischen Nachempünder, dem, um eines bedeutenden 
Künstlers zu gedenken, Barthelemy Prieur angehört. Obwohl seine Figuren - 
Fragmente vom Grabmal des Connetable de Montmorency im Louvre - 
harter, klassizistisch-akademischer erscheinen, weisen sie mit unserem 
David nicht zu übersehende Analogien auf, so daß sie uns für seine 
Bestimmung, wenigstens für Zeit und Land, sichere Anhaltspunkte bieten. 
Dem Stil Berninis viel näher als Giambologna jenem Michelangelos 
stand im barocken Rom des Seicento der Brüsseler Francois Duquesnoy, 
dessen Beiname Fiamrningo in der italienischen Kunst geläufiger ist. Unsere 
heilige Susanna-Statuette (Abb. 24)" ist eine Bronzewiederholung der be- 
kannten und vielfach in Kleinplastiken reproduzierten Figur in Santa Maria 
di Loreto am Trajansforum zu Romfk" An denselben Künstler erinnern zwei 
lagernde Frauengestalten, eine das Kreuz (Abb. 25),? die andere einen (jetzt 
teilweise abgebrochenen) Kelch haltend (Abb. 26H"? 4 wohl als Darstellung 
des Glaubens oder der Kirche zu deuten _, die wahrscheinlich nach einem 
Grabmodell gegossen wurden. Namentlich der Kopf der Kelchtragenden 
(Behandlung der Haare) erinnert an die schöne - der Susanna in S. M. di 
Loreto nachempfundene - Mädchenbüste im Wiener I-IofmuseumTT-i und 
im Kaiser-Friedrich-Museum zu Berlin. O 
Zum Schlusse seien noch zwei Stücke unserer Sammlung erwähnt: eine 
Bleimedaille, die Pieta im Hochrelief darstellend, aus der Werkstatt Raphael 
Donners (Abb. 27) Q0 und eine kleine Bleibüste des Feldmarschalls von 
Schwarzenberg, die auf der Rückseite mit dem Namen Zauners voll signiert 
ist (Abb. 28)? O O Knüpft das erste Stück an italienische, vornehmlich an vene- 
zianische Barocktraditionen an, so ist das zweite ein Repräsentant jenes aus 
f Bronzestatuette, Höhe 39 Zentimeter; Basis mitgegossen; Finger der rechten Hand abgebrochen; 
ziseliert; braune Patina. 
i" Bronzestatuerte, Höhe 35 Zentimeter; braune Patina. 
"i" Wiederholungen dieser Figur und teilweise auch nur Anlehnungen an ihren Typus: Vgl. J. von 
Schlosser, Werke der Kleinplastik, I, Seite x6. Daß sie ein beliebtes Atelierstilck war, zeigt des Bild von Subleyras 
„Das Atelier des Künstlers" in der Akademie der bildenden Künste zu Wien (Kat. Nr. 844), wo neben Abgüssen 
nach der Antike auch eine Gipswiederholung der Susanna aufgestellt erscheint. Eine Wiederholung unseres 
Stückes befand sich in der ehemaligen Sammlung von Rhö-Wien, jedoch von Braun, a. a. 0., Tafel XXVI a, 
irrtümlich als Prudentia, venezianisch, um 1600, angeführt. 
1- Bronzestatuette, a3 x 13 Zentimeter, Spuren alter Vergoldung. 
H Bronzestatuette, z: x x3 Zentimeter; Spuren alter Vergoldung. 
Hi]. von Schlosser, Werke der Kleinplastik, a. a. 0., I. T., XLI, und Aus der Bildnerwerkstatt der 
Renaissance, jahrbuch der kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses, Band XXXI, 
1913 x4, Seite xor. 
' W. Vöge, Beschreibendes Verzeichnis usw. Berlin, xgxo, Band IV, Nr. 49x. 
"' Bleimedaille; Durchmesser ro Zentimeter. 
"O Bleistatuette; Höhe 13 Zentimeter; auf der Rückseite, mitgegossen, teilweise nachziseliert die 
Signatur: ZAUNER FECIT.
	        
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