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Volltext: Monatszeitschrift XIX (1916 / Heft 3 und 4)

Gzrtentor der Residenz zu Würzburg (nach Brüning) 
Guten zuviel an figürlicher 
Plastik zum Schmuck aller 
erdenklichen Gegenstände, 
so waren hier die massiven 
eisernen Flächen sehr wohl 
am Platze, weil die majestäti- 
sche Lagerung der Brücke 
mit ihren starken flachen Bo- 
gen, still hingleitend wie der 
Strom selber, auf schweren 
und geschlossenen Schmuck 
bedacht sein mußte, während 
die acht Pfeiler mit hohen 
Statuen, aufstrebend und die 
Masse gliedemd, zur har- 
monischen Ausgleichung bei- 
tragen. 
Schinkel hat im richtigen 
Gefühl die Anwendung der 
Gotik bei den Gitterentwür- 
fen vermieden, obwohl sie 
ihm recht naheliegen mußte. 
Für ein epigonisches Zeit- 
alter, dessen Kraft mehr im 
glücklichen Erfassen der Wir- 
kungen vergangener Stile lag 
als in dem Verständnis ihrer 
organischen Wesenheit, bot 
der klassische Formenschatz 
die größten Vorteile. Die 
Griechen selber, vornehmlich 
dann die Römer und die 
Italiener des XVI. Jahrhun- 
derts hatten die alten Tem- 
pelstile neuen Bedürfnissen 
angepaßt und reichliche Mu- 
ster zu ihrer dekorativen Ver- 
wendung hinterlassen. Es lag für jeden Architekten nahe und war ihm 
leicht gemacht, die klassische Baukunst bis zu ihren Quellen hinauf zu ver- 
folgen, und Schinkel, der sie gründlich studiert hatte, konnte mit ihrer Hilfe 
die einfachsten Aufgaben des Kunstgewerbes wie die größten Architektur- 
Vorwürfe lösen. Ganz anders aber stand es bei ihm wie bei allen Baukünst- 
lern seiner Zeit mit der Gotik. Ihr Interesse daran war ein romantisches: 
unverarbeitet trat sie ihnen entgegen, stumm und verschlossen in dem
	        
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