Gzrtentor der Residenz zu Würzburg (nach Brüning)
Guten zuviel an figürlicher
Plastik zum Schmuck aller
erdenklichen Gegenstände,
so waren hier die massiven
eisernen Flächen sehr wohl
am Platze, weil die majestäti-
sche Lagerung der Brücke
mit ihren starken flachen Bo-
gen, still hingleitend wie der
Strom selber, auf schweren
und geschlossenen Schmuck
bedacht sein mußte, während
die acht Pfeiler mit hohen
Statuen, aufstrebend und die
Masse gliedemd, zur har-
monischen Ausgleichung bei-
tragen.
Schinkel hat im richtigen
Gefühl die Anwendung der
Gotik bei den Gitterentwür-
fen vermieden, obwohl sie
ihm recht naheliegen mußte.
Für ein epigonisches Zeit-
alter, dessen Kraft mehr im
glücklichen Erfassen der Wir-
kungen vergangener Stile lag
als in dem Verständnis ihrer
organischen Wesenheit, bot
der klassische Formenschatz
die größten Vorteile. Die
Griechen selber, vornehmlich
dann die Römer und die
Italiener des XVI. Jahrhun-
derts hatten die alten Tem-
pelstile neuen Bedürfnissen
angepaßt und reichliche Mu-
ster zu ihrer dekorativen Ver-
wendung hinterlassen. Es lag für jeden Architekten nahe und war ihm
leicht gemacht, die klassische Baukunst bis zu ihren Quellen hinauf zu ver-
folgen, und Schinkel, der sie gründlich studiert hatte, konnte mit ihrer Hilfe
die einfachsten Aufgaben des Kunstgewerbes wie die größten Architektur-
Vorwürfe lösen. Ganz anders aber stand es bei ihm wie bei allen Baukünst-
lern seiner Zeit mit der Gotik. Ihr Interesse daran war ein romantisches:
unverarbeitet trat sie ihnen entgegen, stumm und verschlossen in dem