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gewonnen werden konnte, scheint mir der im eigentlichen Sinne kunst-
historische Teil des Schubringschen Werkes etwas zu kurz gekommen zu
sein. Allerdings konnte hier auf eine Reihe wertvoller Studien über einzelne
Meister hingewiesen werden, aber der Charakter der Gruppen und ihr zeit-
liches Verhältnis zueinander würde vielleicht durch stärkere Hervorhebung
der stilbestimmenden Momente dem Leser etwas klarer geworden sein.
Auch für die großen Meister, die hier in Betracht kommen, wäre ein Hin-
weis auf das Verhältnis ihrer Arbeit für die Cassoni und dergleichen zu
ihrem übrigen Werke gewiß erwünscht gewesen. Man denke zum Beispiel
an den Gegensatz:
Masaccio und Pesel-
lino. Masaccio. der
erste unter den nicht
wenigen führenden
Meistern des Quattro-
cento, die sich mit der
Ausführung solcher
dekorativen Kleinkunst
befaßt haben, von dem
ein herrlicher „Desco
da parto" im Kaiser-
Friedrich-Museum zu
Berlin bewundert wer-
den kann, vermag die
MachtundGrößeseiner
Gestaltung nur schwer
auf das Niveau des Vul-
gären solcher Ereig-
nisse herabzustimmen.
Die von vorn gesehene,
. . .. . Seitenteil einer Truhe, das Paris-Urteil, vom Paris-Meister (Paris,
wie eine Tragodienhel- J_ spiridon)
din einherschreitende
Dame zum Beispiel scheint wie die gewaltigen Formen der Architektur in
diesem Desco-Bilde zu dem familiären Vorgange fast in einem Gegensatze
zu stehen, zumal hier kein biblischer Hintergrund wie sonst häufig, den
patheüschen Stil rechtfertigt. Auch auf die Arbeiten dieser Art aus seiner Schule
(zum Beispiel Nr. 81 und Nr. 13g und das prächtige Bild Nr. 97), an denen
wir gerne Masolino beteiligt denken möchten, überträgt sich, wenn auch
oft nur in der architektonischen Umgebung und in einzelnen Gestalten,
etwas von dem Ernst und der Schwere seines Vortrages. Paolo Uccello
stand dieser kleinfigurige Stil schon ganz anders zu Sinne. Hatte er doch
hier reichlich Gelegenheit, seine perspektivischen Versuche, die Fülle seiner
Einzelbeobachtungen von sonderbaren Bewegungen und Stellungen zu ver-
wenden. Pesellino vollends, der „liebliche Maler", muß sich bei der Arbeit