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Volltext: Monatszeitschrift XIX (1916 / Heft 3 und 4)

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gewonnen werden konnte, scheint mir der im eigentlichen Sinne kunst- 
historische Teil des Schubringschen Werkes etwas zu kurz gekommen zu 
sein. Allerdings konnte hier auf eine Reihe wertvoller Studien über einzelne 
Meister hingewiesen werden, aber der Charakter der Gruppen und ihr zeit- 
liches Verhältnis zueinander würde vielleicht durch stärkere Hervorhebung 
der stilbestimmenden Momente dem Leser etwas klarer geworden sein. 
Auch für die großen Meister, die hier in Betracht kommen, wäre ein Hin- 
weis auf das Verhältnis ihrer Arbeit für die Cassoni und dergleichen zu 
ihrem übrigen Werke gewiß erwünscht gewesen. Man denke zum Beispiel 
an den Gegensatz: 
Masaccio und Pesel- 
lino. Masaccio. der 
erste unter den nicht 
wenigen führenden 
Meistern des Quattro- 
cento, die sich mit der 
Ausführung solcher 
dekorativen Kleinkunst 
befaßt haben, von dem 
ein herrlicher „Desco 
da parto" im Kaiser- 
Friedrich-Museum zu 
Berlin bewundert wer- 
den kann, vermag die 
MachtundGrößeseiner 
Gestaltung nur schwer 
auf das Niveau des Vul- 
gären solcher Ereig- 
nisse herabzustimmen. 
Die von vorn gesehene, 
. . .. . Seitenteil einer Truhe, das Paris-Urteil, vom Paris-Meister (Paris, 
wie eine Tragodienhel- J_ spiridon) 
din einherschreitende 
Dame zum Beispiel scheint wie die gewaltigen Formen der Architektur in 
diesem Desco-Bilde zu dem familiären Vorgange fast in einem Gegensatze 
zu stehen, zumal hier kein biblischer Hintergrund wie sonst häufig, den 
patheüschen Stil rechtfertigt. Auch auf die Arbeiten dieser Art aus seiner Schule 
(zum Beispiel Nr. 81 und Nr. 13g und das prächtige Bild Nr. 97), an denen 
wir gerne Masolino beteiligt denken möchten, überträgt sich, wenn auch 
oft nur in der architektonischen Umgebung und in einzelnen Gestalten, 
etwas von dem Ernst und der Schwere seines Vortrages. Paolo Uccello 
stand dieser kleinfigurige Stil schon ganz anders zu Sinne. Hatte er doch 
hier reichlich Gelegenheit, seine perspektivischen Versuche, die Fülle seiner 
Einzelbeobachtungen von sonderbaren Bewegungen und Stellungen zu ver- 
wenden. Pesellino vollends, der „liebliche Maler", muß sich bei der Arbeit 

	        
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