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angriff oder die Übergabe des Degens, etwa bei dem Fall von Maubeuge. Oder den
Kummer der Witwe, indes der Kamerad vor dem Grabkreuz des Gefallenen seine stille
Andacht verrichtet.
Daß die Künstler im Brausen der Tagesnachrichten jetzt noch nicht die Muße finden,
all die tausend Möglichkeiten, die der Krieg auf so vielen Schlachtfeldern bietet, all die
erschütternden und begeisternden Erregungen künstlerisch zu verarbeiten, ist begreiflich.
Von ihren Anregungen werden Generationen zu zehren haben. Aber wie zur Zeit der
Napoleonischen Kriege, da es sich damals wie heute um einen wahren Volkskrieg, nicht
um ein Fürstenduell handelte, fordert die allgemeine Stimme, daß die Kunst den gewaltigen
Opfern sofort ihren Tribut darbringe. Und es ist nur zu begrüßen, daß dieser Stimmung
in so ernster Weise, abseits von stürendem Geschäftssinn, Rechnung getragen wird.
Man wird Mitglied der „Freunde der deutschen Schaumünze" durch Einzahlung
eines Jahresbeitrages von xoo Mark und erwirbt damit das Recht, die von dieser Ver-
einigung herausgegebenen Erzgußmünzen für 20 statt für 25 Mark zu erhalten und genießt
denselben Nachlaß (20 vom Hundert) auch bei den Eisen- und Silbergüssen. Überdies ist
der Jahresbeitrag auf die Erwerbungen voll zu verrechnen, so daß die Mitgliedschaft zu-
gleich schon den Besitz einer entsprechenden Zahl dieser Kriegsgedenkmünzen im Betrage
von xoo Mark bedeutet. Dieser Vorgang hat sich so gut bewährt, daß gleich im ersten
Ansturm eine ganze Reihe der Arbeiten vergriffen war und jetzt neu zur Ausführung
kommt.
Für die Eisengüsse hat Lotte Benter einige Modelle gearbeitet: den Kopf eines
bärtigen Landsturmmannes und rückseitig Großmutter, Mutter und Kind, die im Gebet des
Fernen gedenken; dann einen „guten Kameraden", der am Grabe seines Mitstreiters in
Gedanken versunken steht, und ein Weihnachtsbäumchen in den Dolomiten.
Von Leibküchler ist die eiserne Gedenkmünze auf die Befreiung von Przemysl
Juni 1915: ein antiker Krieger, der die Ketten einer weiblichen Gestalt löst; auf der Rück-
seite eine greisenhaft abgehärmte Mutter am Leichnam ihres Sohnes, in Erinnerung an
die Entbehrungen und Opfer der Belagerung bis zum März x9x5. Von demselben Künstler
stammt auch der Sturm der „Kriegsfreiwilligen auf Dixmuiden".
Von den Eisengüssen gibt es Ausgaben in 70 und in xoo Millimeter Durchmesser zu
xo bis 20 Mark. Der Einzelpreis der Erzgüsse beträgt 25 Mark. Außerdem sind einseitige
Eisengüsse, größere Silberprägungen (in 50 Millimeter Durchmesser) und solche in Taler-
größe erschienen.
Während in Österreich das Kriegsfürsorgeamt in dankenswerter Entschiedenheit
eine Anzahl trefflicher Kriegsgedenkmünzen schaffen ließ, beabsichtigen die „Freunde der
deutschen Schaumünze" ausschließlich eine Kunstförderung, die bei diesem zielbewußten
Vorgehen gewiß zu fortschreitender Veredlung des allzulang vernachlässigten Münzwesens
führen wird. julius Leisching
TOCKI-IOLM. ÖSTERREICHISCHE KUNSTGEWERBE- UND
MQDEAÜSSTELLÜNG. Mitten im Kriege hat Österreich-Ungarn in Stockholm
eine Ausstellung des Kunstgewerbes und der Mode veranstaltet. In aller Stille wurde sie vor-
bereitet und durchgeführt. Trotz des Mangels an Arbeitskräften und Material und ungeachtet
aller heute herrschendenVerkehrsschwierigkeiten war es dank der Einsicht und dem raschen
Entschlusse aller beteiligten Kreise gelungen, von industriellen und gewerblichen Werk-
stätten und Ateliers, von Instituten, Körperschaften und Einzelkünstlern (rund x50 Aus-
stellern) mehr als zooo auserlesene Gegenstände in die schwedische Hauptstadt zu bringen,
welche großen Eindruck gemacht und erwiesen haben, daß Osterreich auch in der Arbeit
des Friedens und der Künste im höchsten Maße leistungsfähig ist.
Die Anregung zu dieser Ausstellung ging von der „Nordiska Kompaniet" aus, einem
der größten und vornehmsten Kaufhäuser der Welt, das sich vor kurzem durch einen der
hervorragendsten modernen Architekten Schwedens, Ferdinand Boberg, an der Hamngatan