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Volltext: Metall-Industrie, Wiener Weltausstellung Heft 15

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Gruppe VII. Metall - Industrie. 
besprochen werden. Die deutsche Ausstellung litt an Platzmangel und 
wurde ihr vielfach wegen ihrer Lage im Annex II. nicht die Beachtung 
zu Theil, wie den glücklicher situirten Schwestern in der Gruppe I., welche 
allerdings imponirender auftraten. Die Colleetivausstellungen bildeten 
jene unglücklichen Nischen und Sackgassen, an denen Hunderte mit 
einem Seitenblick vorübergehen, ehe Einer sich hineinwagt und die 
behäbig breit hingepflanzten Kochherde und Geldschränke trugen nicht 
gerade dazu bei, den Einblick in diese engen Gänge verlockender zu 
machen. In bedrohlicher Nähe hingen Kronleuchter von oben herab 
und nur an den Kreuzungspunkten der Hauptgänge fühlte man sich etwas 
freier. Man fürchtete immer Etwas umzustossen. Entschuldigend wol 
len wir erwähnen, dass der deutsche Katalog in dieser Section 359 
Aussteller aufweist, wovon allerdings wohl mancher (z. B. 12 baye 
rische) nicht ausgestellt hatte. 
Die Verschiedenartigkeit der in die zweite Section gehörenden 
Gegenstände bedingt natürlich eine sehr verschiedene Behandlung und 
Bearbeitung des Materiales. Die Eigenschaften des Eisens und des 
Stahles sind so auserordentlich vortheilhaft für die Bearbeitung, dass 
alle Techniken zur Verwendung kommen. Guss- und Schmiedearbeit 
sind in erster Keihe zu nennen und sowohl durch riesige Stücke, welche 
die Geschicklichkeit in der Bewältigung der Massen zeigen, als durch 
besonders schwierige, welche die Berücksichtigung aller bestimmenden 
Umstände beweist, vertreten. Kunstgewerbliche Arbeiten, ja wahre 
Kunstwerke, waren ebenfalls, wenn auch sehr spärlich, vorhanden. Wäh 
rend wir aber in technischer Hinsicht in fast allen Ländern die erfreu 
lichsten Fortschritte constatiren können, linden wir dagegen in kunst 
gewerblicher Hinsicht wenig Erfreuliches. Kunstguss wird in technisch 
vollendeter Weise nur von wenigen Firmen ausgeführt, Formvollendung 
und Originalität finden wir aber leider zu wenig. In dieser Beziehung 
müssen wir besonders in Deutschland die durchaus verwerfliche Manier 
constatiren, fremde Modelle zu benutzen, ohne sich bewusst zu werden, 
dass man dadurch nicht nur eine strafbare Handlung begeht, sondern 
auch das Product zur „Nachahmung, Imitation“ herabwürdigt, ihm also 
den Werth der Originalität nimmt. Es ist an einem anderen Ort von 
sachverständiger Seite *) darauf hingewiesen und der Versuch gemacht 
worden, die Gründe für diese beschämende Thatsache aufzufinden. Wir 
müssen uns hier darauf beschränken, dieselbe durch einen eigenthüm- 
lichen Charakterzug der Deutschen zu erklären, denjenigen, welcher in 
den Worten liegt: „Keiner ist Prophet im Vaterlande“ und welcher 
überall, wo der Deutsche productiv dem Ausländer gegenübersteht, die 
Beurtheilung und Werthschätzung des Ersteren beeinträchtigt. Wie 
viele Tausende deutscher Fabrikanten aller Branchen schämen sich 
J ) Schott, die Kunstgiesserei in Eisen etc.
	        
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