Burgen- und Kirchenbau wieder auf- _
zunehmen suchte, mannigfacher An-
laß vorlag, beschäftigte damals viele
Künstler. Man behalf sich zunächst
mit dem Verfahren Birrenbachs und
ähnlichen Methoden der Auftragung
von Deckfarben auf Glasscheiben,
die aber den atmosphärischen Ein-
Hüssen nicht standhielt und auch dem
Materialstil des Glases widersprach.
Die Bestrebungen zur Erneuerung der
Glasmalerei, als deren Bahnbrecher
zu Anfang des XIX. Jahrhunderts in
Bayern Sigismund Frank aufgetreten
war, fanden in Österreich bedeutsame
Unterstützung durch Gottlieb Samuel
Mohn, einen geborenen Sachsen, der
mit seinem Vater die enkaustische
Glasmalerei 180g selbständig wieder-
erfunden hat und seit 1811 in Wien
im Anschlusse an Benjamin Scholz,
den Direktor der k- Porzenanfabrik Trinkglas von Anton Kothgassner, Wien, 1828
und der k. k. Spiegel- und Schmalte-
fabrik Schlöglmühl, seine technischen Studien fortsetztef" Ihm schloß sich
Kothgassner an. Wie Mohn arbeitete auch er, wie oben erwähnt, für
Laxenburg und für das Jagdschloß Brandhof des Erzherzogs Johann
nach Zeichnungen von Loder und Schnorr von Carolsfeld; vorzüglich ist,
schon von Tschischka gerühmt, der große Saal im altdeutschen Stile der
Beachtung wert: das Mittelienster zeigt einen Zermbaum, den Grundlsee,
den Brandhof selbst und den Hochofen von Vordernberg, die Scheiben der
beiden Nebenfenster haben symbolische Darstellungen mit Sprüchen aus der
heiligen Schrift. In den Jahren 1811 bis 1820 verfertigte er ferner mehrere
Fenster in der alten Pfarrkirche zu Feistritz und Kirchenfenster für den
Dom von Turin. Hierauf hat er, wie jener Berichterstatter und andere Zeit-
genossen, zweifellos größeres Gewicht gelegt als auf seine bemalten Trink-
gefäße, die er des Erwerbes wegen in großer Zahl anfertigte; sie aber sind
es, die uns seinen Namen wert machen und den Sammler unserer Tage in
hohem Maße interessieren. Etwa um x811_ trat er mit Emailglasmalereien
vor die Öffentlichkeit und dekorierte Gläser aller Art und Formen, auch
ganze Service, sowohl auf durchsichtigem Glase wie auf weiß emailliertem
Grunde mit Bildnissen, Landschaften, Tierstücken, Architekturen, Girlanden,
Arabesken und Schrift in höchst reizvoller Weise, so recht im biedermeie-
i" Vgl. meinen Aufsatz „Kunst und Industrie in Österreich vor 100 Jahren" in „Kunst und Kunsthand-
werk", Jahrgang XVIII, Seite 24.