MAK

Volltext: Monatszeitschrift XIX (1916 / Heft 8 und 9)

4. 
Klosterneuburger Kopie kannte, bloß die Porträtähnlichkeit der Stifterfigur 
anerkennen wollenf aber die jüngste Forschung hält wieder daran fest, daß 
der hinter Slatkonia „gebeugt stehende" Alte tatsächlich Maximilians Züge 
trage, und zwar glaubt Baldass (l. c., pag. 276) hier jenen Typus des Kaiser- 
porträts vor sich zu haben, den Strigel im Bildnis der Sammlung Figdor 
anno 1515 festgelegt hatte. Das ist zweifellos richtig, soweit es die ganze 
Auffassung betrifft; im einzelnen jedoch erscheint der Kaiser gegenüber 
jenem Bilde von 1515 schon so merklich gealtert, daß man unwillkürlich an 
eine neuerliche Aufnahme nach dem Leben denken muß. Der Monarch steht 
ohne jedes Abzeichen seiner Würde in dunkler, schmuckloser Kleidung 
hinter dem knienden Bischof, dem er die Rechte gleichsam schirmend 
auf die Schulter legt, während er mit der Linken auf den Kirchenfürsten 
herabdeutet, als wollte er die sterbende Mutter Gottes eigens auf ihn 
aufmerksam machen und ihn ihrer besonderen I-Iuld empfehlen. Slatkonia 
selbst blickt von seinem Gebetbuche andächtig zu Maria auf und seinen leise 
geöffneten Lippen entströmen jene bittenden Worte, die auf dem weißen 
Blatte in der linken unteren Bildecke zu lesen sind: 
Aspice terrenis herentem fecibus altos 
Zlatkonium scandis dum pia Virgo polos 
Nostra tuos, audi modulantia guttura honores 
Sernper et in laudes ora soluta tuas 
Orantemque olim tecum miserata clientem 
Auxiliatrici me rape ad astra manu. 
[Während zur I-Iimmelshöh' Du hinansteigst, selige Jungfrau, 
Blick" auf Zlatkonia noch an die Erde gebannt; 
Hör' meinen Mund, der gewohnt von Deinen Ehren zu singen, 
Und meine Stimme, die Dir immer zum Lob sich ergießt. 
Reiß' aus Erbarmen dereinst Deinen Schützling, mich, der hier betet, 
Hilfreicher Hand mit Dir zu den Gestirnen emporj" 
Überblicken wir den Lebenslauf Bischof Georgsfkl"; so nimmt es uns nicht 
wunder, daß er sich hier gerade den Kaiser zu seinem Fürsprecher erkoren. 
Stand er doch als langjähriger Leiter der Hof kapelle bei dem musikliebenden 
Fürsten in höchster Gunst, die ihren äußeren Ausdruck in den zahlreichen 
Ämtern und Würden fand, mit denen ihn Maximilian in reichem Maße 
bedachte. Am 21. März 1456 in Laibach geboren und zum geistlichen Stande 
"f Ilg in den Berichten und Mittheilungen des Alterthums-Vereines zu Wien, Band a6 (1890), pag. 1x0: 
„Will Feil in sämmtlichen Köpfen Bildnisse gewahr werden, so muß ich sagen, daß mir außer dem . . Kopfe 
Mosrnüllers nicht einer Porträt zu sein scheint." Für den Maler des Bildes hielt llg damals einen in Österreich 
tätigen „alten zünftigen Meister von handwerksmäßigem gothischen Schrott und Korn". 
"i Die metrische Übersetzung dieser Verse stammt von Professor Budde. Vgl. Verzeichnis des Kunst- 
museurns der Stadt Straßburg, 3. Auflage (Straßburg rgog), pag. g, Nr. xxa. 
3" Eine gute Zusammenstellung der Lebensdaten Bischof Georg Slatkonias gibt josef Mantuani in der 
Geschichte der Stadt Wien, herausgegeben vom Wiener Altertumsverein, III. Band, 1. Hälfte (Wien 1907), auf 
pag. 384. Vom selben Autor erschienen auch zwei Arbeiten über Slatkonia in slovenischer Sprache und zwar: 
„Jurij pl. Slatkonja" in „Dom in Svet", Letnik XX (1907), pag. 301 bis 309, 35g bis 353, 398 bis 402, und 
„Zapuicinski zapisnik po skofu Slatkonji" (Verlassenschaftsinventar nach dem Bischof Slatkonia) in „Camiolak 
Neue Folge, Jahrgang 1 (1910), pag. 4 bis ta. 
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