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während er das übrige nachher in seiner Heimat ausführte. Daß er aber dann
die fertige Tafel persönlich nach Österreich gebracht hat, ist ebenso zu
bezweifeln, denn eine Reise von Schwaben nach Wien war damals keine
Kleinigkeit, und Strigel war in seiner Vaterstadt viel zu sehr durch Amts-
geschäfte in Anspruch genommen, als daß er so oft hätte nach Österreich
fahren können. Ist doch sein nächster Aufenthalt in Wien schon für das
Jahr 1520 sicher bezeugt, und zwar durch die von Bode auf der Rückseite
des Cuspinianschen Familienporträtsf (siehe Abb. I0) entdeckte Inschrift,
von der wir hier zum erstenmal eine Photographie bringen (siehe Abb. n)
und deren Text wir gleichfalls hierhersetzen wollen, weil derselbe trotz
mehrfachen Abdruckes "F noch niemals ganz fehlerfrei wiedergegeben worden
ist. Er lautet:
ANNO l-IVMANAZ REPARACIONIS MDXX: MENSE OCTOBRI
[L]EONE X - PONT: MAX - QVVM CAROLVS V- PI-IILIPPI CALSTELJIJE)
[L]EGIONIS"'"' AC GRANATIE REGIS FILIVS AQVISGRANI I REGE
[R]O. CREARETVR AC RO. CIESAR DESIJGLNARETVR BERNARDI
NVS STRIGIL- PIETOR - CIVIS MPLMINGEN - NOBILIS QVI SOLVS
EDICTO CIESARE MAXIMILIANV - VT OLIM APELLES ALEXAN
DRVM PINGERE IVSSVS HÄS IMAGINES MANV SINISTRA PER
SPECVLA FERME SEXAGENARIVS VIENNIE PINGEBAT.
[]o]annes Cufpinianus doctor francus ex fchweinfurt olim caes.
[A]ug. Maximiliani imp. a confiliis et ad reges I-Iungaziae-l" Boemia:
ac Poloniae. Vladiflaü Ludovicü et Sigifmundü oratoz Carolio H
[V.]Cms. Confiliarius ac locü tenens in fenatu Vienefi. quepVulgH-i-l-
Anwaldü" apellatfm Ex prima coniuge Anna octo libezos genu[it]
e quibus hic Sebaftianus Fmlix annü agebat etatis quintüdecimßü]
4' Das jetzt im Schlosse Kreuzenstein (Niederösterreich) aufbewahrte Strigelache Cuspinisn-Bildnis befand
sich bis 1913, in welchem Jahre es durch Tausch in den Besitz Seiner Exzellenz des Crrafen Hans Wilczek
gelangte, im Kaiser-Friedrich-Museum zu Berlin. Bode entdeckte die auf der Rückseite aufgemxlte Inschrift
durch einen Zufall. „Als ich mich im verflossenen Sommer", berichtet er 1881 im Jahrbuch der königlich
preussischen Kuntsammlungen. II. Jahrgang, pag. 55, "der staubigen Arbeit unterzog, etwa zweitausend hei
Gründung des Museums als völlig unbrauchbar und daher als „verkiuflich" ausrangierter Gemälde daraufhin
durchzusehen. ob nicht das eine oder andere Bild darunter für unsere Galerie oder wenigstens fllr eine Provinzial-
samrnlung von Interesse sein könnte, kam mir ein Familienhildnis in die Hand, welches mich sofort. . . an
Werke, welche in neuester Zeit dem Meister der Sammlung I-Iirscher zugewiesen sind, erinnerte. Ich legte das
Bild bei Seite und liess es zur Reinigung in das Restaurationsatelier bringen. Erst hier fiel mir im hellen Lichte
eine durch Schmutz damals fast unkennhare Inschrift auf, welche die ganze Rückseite der I-lolztafel bedeckte."
Vgl. dazu die Beschreibung des Gemäldes bei Posse, Die Gemäldegalerie des Kaiser-Friedrich-Museums, II. Ab-
teilung pag. 46, Nr. 583 B.
w" Die Inschrift wurde zuerst von Wilhelm Bode im Jahrbuch der königlich preussischen Kunst-
sammlungen, Band II, pag. 55 f., veröffentlicht. Wiederholungen dieses Abdruckes in Passes beschreibendem
Katalog der Gemäldegalerie des Kaiser-Friedrich-Museums, 2. Abteilung, pag. 46, und bei Weizinger, l. c.,
pße- 144-
9"" Bei Bode: REGIONIS; bei Posse: regionis.
1' Bei Bode: HVNGARAIE.
11' Der letzte Buchstabe dieses Wortes ist nicht mehr ganz sichtbar. Es könnte eventuell auch ein „a"
sein und wäre dann vielleicht als a[ugusti] zu lesen; wahrscheinlicher aber ist, daß hier ein Schreibfehler vorliegt.
Auch Bode liest „Carolio".
1+} Bei Bode: VVLGO; bei Posse: vulgo.
{Bei Posse: Anvaldum.
" Bei Bode: APELLANT.