N der Literatur über die Emailgläser kehrt die Be-
' merkung wieder, die Schreibeweise der Namen
auf den Reichsadlerhumpen sei willkürlich,
schwankend. Czihak" hat bereits eine Aufzäh-
' lung einiger Varianten gegeben, um das ortho-
graphische Durcheinander zu kennzeichnen.
Tatsächlich
wimmeln diese
Inschriften von
Flüchtigkeits-
fehlern. Namen und Wappen haben die
Maler bisweilen vertauscht. Auf einem Glase
in Stuttgart steht zum Beispiel über dem
Wappen von Bayern der Name Merchern
(Mähren) und auf einem Humpen in Frank-
furt (Abb. 18) über dem Wappen von Brabant
der Name Brandenbur. Solche Versehen
sind eigentlich selbstverständlich. Viele der
Adlergläser wurden als Meisterstücke her-
gestellt und die für die Probearbeit von der
Zunft festgesetzte Lieferfrist von anderthalb
Tagen war knapp genug bemessen. Es kann
insofern nicht wundernehmen, wenn der
Geselle sich einmal verschrieben hat. Diese
I-Iinterwäldler waren keine Schriftgelehrten.
Manche sind gewiß im Gegenteil Analpha-
beten gewesen. Eben deshalb bemühten sie
sich aber auch, ihre Vorbilder getreu zu ko-
pieren, das heißt sie malten die Buchstaben
wortklauberisch nach, ohne sich viel dabei
zu denken. Daraus erklärt sich sowohl die
Entstehung orthographischer Eigenheiten
wie deren Erblichkeit.
Wahrscheinlich liegt der Keim zu der
Bildung mancher Sonderformen in dem
Text der graphischen Darstellungen des
XVI. Jahrhunderts, welche die Genealogie
der in die Emailmalerei übertragenen Quater-
nionenfolgen eröffnen. So findet sich die an Am, ,_ Reichsadlmws,
"t E. v. Czihak. Schlesische Gläser, Breslau 189i, Seite 105. datiert x651, Bremen (Gewerbemuseum)