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Volltext: Monatszeitschrift XII (1909 / Heft 6 und 7)

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reichen Szenen aus dem täglichen Leben, mit allegorischen Darstellungen, 
mit den Figuren und Brustbildern der Helden aus der Geschichte, Mytho- 
logie und dem alten Testament zu schmücken. Es ist die Periode der Klein- 
meister in der Ofenkeramik, die der Dürer-Gruppe folgt. Größere Kacheln 
für den Unterbau fordert die nunmehr ausgesprochene Renaissanceform des 
Ofens, und da der Oberteil gleich dem Feuerkörper vierseitig gestaltet 
werden soll, dem Auge daher stets eine ganze Reihe Kacheln gleichzeitig 
sichtbar wird, bricht man mit dem System der Kachelwiederholung. Es ent- 
stehen also Kachelserien, Reihen mit wechselnden Darstellungen in irgend- 
einem Zusammenhang. 
Die bedeutenden Fort- 
schritte der Bücherillu- 
stration und die große 
Verbreitung der Klein- 
meisterblätter vermehr- 
ten den Vorlagen- 
schatz für den Künst- 
ler und Handwerker. 
Der Schöpfer eines 
Ofens auf der Burg 
zu Nürnberg benützt 
für seine Kacheln das 
Blatt „Der Erenport 
der zwelff Sieghafften 
Helden des alten Te- 
staments", Holzschnit- 
te eines unbekannten 
Meisters, die zur Illu- 
strierung für „Die Eren- 
port" von Hans Sachs 
bestimmt waren und 
1531 entstanden sein 
dürften. Aus dieser 
Kachelserie besitzt die 
Sammlung Figdor das beste Stück (Taf. II). Der Held Josua in reicher 
Rüstung und mit Prunkhelm, stützt, dem Beschauer den Rücken zukehrend, 
seine Rechte auf eine Fensterbrüstung. Die Figur des josua ist auf dem 
vorerwähnten Holzschnitt die erste in der Reihe der gefeierten Helden und 
hinsichtlich der Komposition auch die schönste. Die Vorliebe für Darstellung 
einzelner Helden beweist auch eine unglasierte Kachel mit der Halbiigur des 
Holofernes, der hier „Allewernus" genannt wird (Abb. 117). Sie ist I545 
datiert und trägt die Initialen W L H, die vermutlich auf Weber Linhart, 
Hafner bei Sankt Jakob in Nürnberg, gestorben im Jahre r564, Bezug haben. 
Ein noch beliebterer Motivenschatz als die Stiche und Holzschnitte waren 
 
Abb. xxg. Grüne Kachel mit Liebespaar und Schalksnarr. Elsässisch, um 
1540. Höhe 01g Meter 
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