Glas der Familie von Münchhausen noch recht lange möge erhalten bleiben."
An der Zuverlässigkeit der letzteren Mitteilung, zu der noch in Parenthese
gesetzt werden mag, daß die Kaiserin Friedrich in ihre Kunstsammlung
auf Schloß Friedrichshof zwei Reichsadlergläser aufnahm, wird kaum
zu zweifeln sein. Dagegen ist die ältere Überlieferung, die von der
Schenkung berichtet, vielleicht nicht ganz von dem naheliegenden
Verdachte abenteuerlich-legendarischer Ausschmückung freizusprechen.
Daß Reichsadlergläser offiziell gebraucht wurden, ist sonst nicht bekannt.
Walcher von Molthein hat nachgewiesen, daß im Jahre 1653 ein Salz-
burger Glaserer für den Regensburger Reichstag I-Iumpen lieferte (Kunst
und Kunsthandwerk, 1909, Seite 527); doch wissen wir nichts über deren
etwaigen Dekor. Übrigens gibt es aus dem frühen XVII. Jahrhundert kleine
„Terrasigillata"-Krüge - ähnlich der Ware, diejm Münchener National-
Museum als Strigauer Arbeit geführt wird - mit Regensburger Stempel
und mit Emaillierung, die ganz den Charakter von Gläsermalerei hat: es wäre
also immerhin möglich, daß in Regensburg, der Heimat Helmhacks, auch
Reichsadlergläser entstanden. Für den besonderen Fall fehlen uns aber die
Anhaltspunkte. An sich würde bei einem kaiserlichen Geschenk wohl auf
böhmische Herkunft des Stückes zu
schließen sein. Es bleibt nachzuprüfen,
ob nicht eine andere Provenienz in
Frage kommt. Der Münchhausensche
Humpen war kurz vorher (1898) auf
einer Kölner Kollektivauktion, unter
deren Vorbesitzern an erster Stelle
wieder ein hessischer Sammler, Christ.
Ruhl-Cassel, genannt wird. Jener Köl-
nerKatalog hat die chronikalischeNotiz
noch nicht. Dagegen verzeichnet er
ein zweites Adlerglas, dessen Reichs-
apfelband ebenso wie der Münchhau-
sensche Humpen wellig gemasert ist.
Auch lassen die kleinen Abbildungen,
die zu näheren Feststellungen nicht
ausreichen, in beiden Fällen eine un-
gewöhnliche Isolierung des päpstlichen
und des böhmischen Wappens als
Anzeichen gleicher Herkunft erkennen.
Das bereits erwähnte Glas vom
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umkehrenden Anordnung nicht allein. ' ' ,.
In dersammlungBourgeols war elnum Abb. 22. Reichsadlerglas, datiert 1572, Nürnberg
ein Jahr älteres Gegenstück, von dem (Bayrische Landesgewerbeanstalt)
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