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Volltext: Monatszeitschrift XIX (1916 / Heft 8 und 9)

Wladislaw und Ludwig von Ungarn, die ungarische Prinzessin Anna, König 
Sigismund von Polen und viele deutsche Reichsfürsten zur I-Iochzeitsfeier 
erschienen, die ihrerseits wieder von den hervorragendsten Vertretern des 
deutschen, österreichischen, ungarischen und polnischen Adels begleitet 
wurden. Aber auch eine ganze Menge von Humanisten, Literaten und 
Künstlern hatte dieses Ereignis nach Wien gelockt, die hier ein reiches 
Betätigungsfeld zu finden hofften und auch tatsächlich fanden. Insbesondere 
für Maler und Medailleure scheint es da mancherlei Arbeit gegeben zu haben. 
So sind noch heute einige Gemälde erhalten, die das am 23. Juli 1515 in 
v Gegenwart des Kaisers abgehaltene Schauturnier, sowie das unter Teilnahme 
des Hofes am Tage vorher gefeierte Beilager des Sigmund von Dietrichstein 
und der Barbara von Rottal darstellenff und ebenso besitzen wir noch die 
Denkmünzen, welche damals von dem durch Maximilian eigens nach Wien 
berufenen Haller Münzmeister Bernhard Beham auf die Hochzeit des 
Dietrichsteiners und von einem anderen Meister auf die Verlobung des 
Kaisers mit der ungarischen Prinzessin Anna geprägt wurden." 
Doch konnte sich wohl keiner dieser Künstler so hoher Aufträge rühmen 
wie Bernhard Strigel, dem während der Kongreßtage die ehrenvolle Aufgabe 
zuiiel, einzelne Mitglieder des Kaiserhauses zu porträtieren. Wie Gustav 
Glück mit Recht vermutet hatfhl": ist ihm damals nicht nur die Ausführung 
des Gemäldes „Die Familie Kaiser Maximilians I." (Katalog des Wiener 
I-Iofmuseums Nr. 1425) [Abb. 9], sondern auch des Einzelbildnisses Ludwigs II. 
von Ungarn (Katalog des Wiener Hofmuseums Nr. 1428) [Abb. 1] übertragen 
worden. Ludwig von Baldass-t setzt dann weiters auch die Entstehung 
des trefflichen Maximilian-Porträts der Sammlung Dr. Albert Figdor in 
"' Zwei im Besitze des Grafen Thun-I-lohenstein auf Schloß Kwassitz in Mähren befindliche Gemälde mit 
der Darstellung des Schautumiers und des Dietrichsteinschen Beilagers beschreibt Mycielski in seinem Aufsatz 
„Kongres Wiederiski r. 1515 w dwdch obrazach wspdlczesnych" (Der Wiener Kongreß vom Jahre 1515 aufzwei 
zeitgenössischen Gemälden) im „Kwartalnik historyczny", Rocznik IV (1890), pag. a4. Zwei ganz analoge Bilder 
hängen auch im fürstlich Dietrichsteinschen Schlosse in Nikolsburg (Mähren) im sogenannten Kapellengange 
des zweiten Stockwerkes. Vgl. Dr. Mathias Maria Feyfar, Die erlauchten Herren auf Nikolsburg (Wien 187g), 
pag. 107. Eine nähere Beschreibung derselben gibt J. Bergmann in seiner Abhandlung "Die feierliche Doppeb 
Vermählung der Enkel Kaiser Maximilians I. und das Turnier in Wien im Jahre 1515, wie auch Sigmund's von 
Dietrichstein festliches Beilager mit Barbara von Rottal . . ." in den Mittheilungen der k. k. Central-Commission 
zur_Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale, X. Jahrgang (Wien 1865), auf pag. 177. Endlich findet sich 
auch noch im Mährischen Landesmuseum in Brünn eine späte Kopie des Turnierbildes. Vgl. M. Trapp's Führer 
durch das Franzens-Museum in Brllnn (Brünn 1894), pag. 77. 
"f Über die beiden von Bernhard Beham für Sigmund von Dietrichstein anno 1515 ausgeführten Denk- 
münzen vgl. Domanig im Jahrbuch der kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses, Band XIV, 
pag. 17, und Domanig, Die deutsche Medaille in kunstv und kulturhistorischer Rücksicht (Wien 1907), pag. 4 f. 
Die Denkmünze auf Kaiser Maximilians Verlobung mit Prinzessin Anna von Ungarn, die in der Legende als 
„IM. MAXI. DESPONSATA" bezeichnet wird. ist bei Ed. I-Ieyck, Kaiser Maximilian I. (Monographien zur 
Weltgeschichte, Band V, Bielefeld 1898) auf pag. 84 abgebildet. Der Kaiser ließ den Haller Mlinzmeister 
Bernhard Beham schon im Juni 1515 nach Wien kommen, um von ihm „zu Verehrungen" bestimmte Gold- und 
Silbermünzen mit dem "Doppeldukaten-Eisen" schlagen zu lassen. (Vgl. Jahrbuch der kunsthistorischen 
Sammlungen, Band II, Regest 1194. 1197. und Domanig, Jahrbuch, Band XIV, pag. 1B). Solche Münzen 
wurden, wie Cuspinian in seinem „Diaxium de congressu" (Freher-Struve, Rerum Germanicarum Scriptores, 
Tom. II, Straßburg 1717, pag. 608) berichtet, am 24. Juli 1515 vom Kaiser beim Kartenspiel als Spielrnarken 
an seine Gäste verteilt. 
"i" Vgl. Die Galerien Europas, Band VI (Leipzig, E. A. Seemann), Nr. 470. 
1- Baldass, Die Bildnisse Kaiser Maximilians I., im Jahrbuch der kunsthistorischen Sammlungen des 
Allerhöchsten Kaiserhauses, Band XXXI (1913), pag. 276.
	        
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