Die Kassette ist, wie schon gesagt, mit Samt überzogen, dessen Farbe
heute ein mattes Steingrün ist. Ursprünglich war sie wohl, wie die Stellen
beweisen, an denen der Stoß" geschossen ist, ein warmes Giftgrün. Von
dieser Folie heben sich, wirksam genug, die sorgfältigst gestanzten und
ziselierten Appliken aus Silberblech ab, das einst durchwegs vergoldet war.
Jetzt ist die Vergoldung vielfach abgenützt und das Silber dunkel oxydiert.
Die Streifen aus Silberblech, die die Ränder, besonders reich die des Deckels,
begleiten, zeigen außer Friesen von Palmetten und Lorbeerzweigen das
gekrönte N und den einköptigen Adler Napoleons. Der Ornamentstreif eines
jeden der vier senkrechten Deckelränder ist in der Mitte durch ein äußerst
fein gearbeitetes Flachrelief, eine etwas gekürzte Nachbildung der aldo-
. f Kassette von Biennais für die Kaiserin Maria Luise
brandinischen Hochzeit, unterbrochen. Oben in der Mitte des Deckels
befindet sich, von einem kreisrunden Lorbeerkranz umgeben, das Mono-
gramm ML (Maria Luise) unter einer Krone. Die Mitte jeder der vier Wände
des Kästchens zeigt ein napoleonisches Emblem: den einköpiigen Adler vor
dem Kaisermantel und zwei gekreuzten Legionszeichen und unter der Krone.
Das Trühlein ruht auf vier Löwenpranken. Ein Schlangenpaar, von zwei
I-Iundsköpfen in den Mäulern gehalten, bildet an jeder der beiden Seiten-
Wände den Henkel.
Die Bienen, die als Streumuster die Flächen des grünen Samtes beleben,
gehen auf die lebensgroßen Bienen aus Gold undZellenschmelz zurück, die man
1653 im Grabe Childerichs I. (T 481) an der Kirche St. Brice von Tournai als
mutmaßlicheMantelzier des Merovingerkönigs fand. Es waren deren ursprüng-
lieh mehr als 300, heute sind davon nur mehr zwei Stück im Cabinet des
Medailles et Antiques an der Pariser Nationalbibliothek vorhandenf" Nach
"k Abbe Cochet, Le Tcmbeau de Childeric, Paris 185g. Seite x76 tlZ, und E. Babelon, Guide illustre au
Cabinet des Mädailles et Antiques de la Bibliotheque Naiionale, Paris xgoo, Seite 300.