Abb. 132. Bänder mit Seidensxickerei. von Beatrix Foltin (Wiener Kunstgewerbeschule, Abteilung des Fräuleins
Rosalie Rothansl)
tümliche Verbindung von Fülle und Anmut sich geltend macht, wie sie
für das ganze Wiener- und Osterreichertum kennzeichnend ist.
Die ruhige und folgerichtige Entwicklung dieses Wiener Gewerbes darf
uns vielleicht aber die Hoffnung geben, daß auch ein Wiederaufbau und eine
weitere Entfaltung möglich sein werden. Gerade die Erkenntnis der älteren
Entwicklung und die liebevolle Vertiefung in sie können wichtige Schritte
dazu sein. Man muß aber nicht am Äußeren bangen, sondern wirklich
in das Wesentliche der wechselnden Erscheinungen einzudringen suchen.
Keeß 3' macht in anderem Zusammenhang, aber auch hier passend, eine
sehr bedeutungsvolle Bemerkung: „Möchte doch jeder Fabrikant, der für
die wechselnde Mode arbeitet, innigst überzeugt seyn, daß keine Mode von
dem Consumenten hervorgerufen wird, sondern einzig und allein von dem
genialischen Fabrikanten ausgeht! Er würde dann sein ganzes Augenmerk
nur darauf richten, eigenthümliche neue Fabrikate zu liefern. Eine Pariser
Mode wird in Wien nicht deswegen angenommen werden, weil sie aus
Paris ist, sondern deswegen, weil sie neu ist und demjenigen, der sie zuerst
annimmt, nach seiner Meinung eine Auszeichnung gewährt."
4' A. a. 0.. Seite 353.