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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Croatien und Slavonien

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Unzüchtige Vergehen wurden, wie auch sonst im mittelalterlichen Europa, mit sehr 
schweren Strafen, sogar mit Tod auf dem Scheiterhaufen bestraft, während Verbrechen 
gegen die Sicherheit des Lebens mit viel milderen Strafen davonkamen. Das Stigmati- 
siren auf der Stirne und das Abschneiden der Nase oder der Ohren wurde bei Verbrechen 
sehr oft angewendet. Dabei wurden aber sogar manche im modernen Sinne große Ver 
brechen mit Geldbußen geahndet. Am schlimmsten kamen die sogenannten Hexen weg. 
Hexenprocesse gab es in Croatien bis ins XVUI.Jahrhundert, viele davon geradem Agram. 
Alte Weiber, die zu ihrem Unglück geprahlt hatten, daß sie durch Zaubereien etwas 
erreichen könnten, oder auch solche, die blos im Verdachte standen, sich der Zaubermittel 
zu bedienen, fanden ihren Tod auf dem Scheiterhaufen. Am Eingang zu dem jetzt so 
schönen und beliebten Park Tuskanac war die Unglücksstätte, wo man die Hexen 
verbrannte. 
Agram ist seit dem XIV. Jahrhundert nicht nur die officielle Hauptstadt, sondern 
auch im culturellen, wie im politischen Sinne die wichtigste Stadt des damaligen 
Slavonien, und jetzigen Croatien gewesen. Schon vor dem Einbruch der Tataren bestand 
in der Capitelstadt, vor der Domkirche, ein Banalpalais. Als aber Gradec als königliche 
Freistadt befestigt wurde, erbaute man auch da ein Banalpalais, wozu im XIV. Jahr 
hundert auf Befehl des Königs Karl Robert ein königliches Palais kam. Dieser königliche 
Palast, in dem dann auch die Herzoge von „ganz Slavonien" residirten, stand an der 
Südseite der Stadt, auf der jetzigen Stroßmayer-Promenade an Stelle des Gymnasiums 
und hieß noch im vorigen Jahrhundert das Erzherzogspalais. Außerdem war Agram 
im Mittelalter eine Prägestätte für die besonderen Münzen Slavoniens., 
Aber trotz alledem erhob sich erst im XIX. Jahrhundert Agram als Hauptstadt Croatiens 
zu besonderer Wichtigkeit. Die illyrische Bewegung hatte Agram sofort zur Centralstätte für 
politische und culturelle Interessen gemacht. Nach der illyrischen Bewegung (1850) wurden 
die drei Gemeinden: Gradec, die Capitelstadt und Neudorf zu einer einzigen königlichen 
Freistadt Agram vereinigt, wodurch die Grundlage zu einer ersprießlichen materiellen 
Entwicklung der Stadt geschaffen wurde. Sonst aber hob sich Agram in den zehn Jahren des 
Absolutismus nicht besonders. Erst der Anbruch der neuen constitutionellen Ära, seit deni 
Ausgleich mit Ungarn, brachte der Stadt neues Leben und neue Kräfte. Allmälig vollzog 
sich ein Umschwung in ihrem Charakter: ans einer geistlichen Stadt wurde Agram nach und 
nach eine Beamtenstadt und neuester Zeit zeigen sich Ansätze, welche die Hoffnung erwecken, 
daß sich Agram auch zu einer Industriestadt entwickeln wird. Die Erhebung des Agramer 
Bisthums zu einem Erzbisthum (1852), wodurch Croatien in kirchlicher Beziehung von 
Ungarn getrennt und zu einer selbständigen Kirchenprovinz gemacht wurde, konnte das 
frühere Übergewicht der Geistlichkeit nicht wiederherstellen, ja selbst die Erhebung des
	        
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