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auch später noch die „französischen" und die „SchweizerbändeW immer
deutlich voneinander geschieden. Kunstgewerblich sind die Schweizer Bänder
für Österreich jedenfalls bei weitem nicht so wichtig wie die französischen
und zum Teile die deutschen Arbeiten, obwohl man allmählich auch bei den
Schweizer-Mühlstühlen zur Herstellung broschierter Arbeiten übergegangen
ist; wir werden dies noch bei der
Besprechung der Penzinger Fabrik zu
erwähnen haben. Eine der frühesten
Nachrichten über solche Bestrebungen
ist uns aus einem Akte des Jahres 1781
bekannt gewordenfk Es erhält da ein
gewisser Georg Haseneyer in Wien die
Erlaubnis zur Errichtung „einer Fabrike
zur bearbeitung einer zwar gemeinen
gattung der Broschirten Bande . . . .
maßen er gedächte, ob nicht auch diese
Bandwaare auf Mühlstühlen verfertigt
werden könnte".
jedenfalls ließ sich dieser Gedanke
in jener oder etwas späterer Zeit
verwirklichen; aber schon aus den
früher von uns mitgeteilten Angaben
Bartschens haben wir gesehen, daß
die künstlerisch reichsten Formen doch
den weniger mechanisch arbeitenden
Stühlen vorbehalten blieben. Und das
werden wir auch später noch deut-
lich erkennen und in zeitgenössischen
Berichten ausgesprochen Finden.
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Da in den Erzeugnissen, die aus
Abb- a8 und a9. "Wagen- und Tapeziererbonen". dem Mühlstuhle hervorgingen, die
mehrfarbige Noppen auf Weiß. (Österreichisches Schweiz aber unleugbar das
Museum) __ _ _ _
der osterreichischen Entwicklung war,
so müssen wir nun auch auf die schweizerischen Verhältnisse auf
unserem Gebiete etwas näher eingehen.
Schon früh waren die Augstaller (Leute aus Aosta), Piemontesen und
Savoyarden mit Seide und Samt als Wanderhändler über den St. Bernhard
gekommen. Und die Beziehungen zu Italien waren auch sonst natürlich
immer lebhaftf" doch kommen, wie wir bereits angedeutet haben, in der
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"' Wie weit die Savoyarden vordrangen, kann man aus einem Bericht desRates vonAnnaberg in Sachsen
aus dem Jahre 1583 erkennen, wonach daselbst Schonen, Saplioier (Savoyarden). Niederländer und andere aus-
ländische Händler zu dulden wären (Siegel, a. a. 0.. Seite 4a). Der Name Saphoy kommt auch in Wien, als der
eines Baumeisters von St. Stephan, schon im XVI. Jahrhundert vor.