später noch als Begründer der „Schweizer-Bandweberei" in Österreich
eingehender beschäftigen soll. In diesem an die Kaiserin Maria Theresia
gerichteten, aus Lörach, den 3. März 1762, datierten, Schriftstücke heißt es von
der Stadt Baselzf „betrachtet Er (Känel) den belauf ihres disörtigen Comercij
und band Verkauffs auf einige Millionen Gulden. . . da doch dieses land
nicht größer als ohngefehr 3 stund in der breite und 6 stund in die länge in
sich fasset, hingegen aber die in zahlreicher Menge sich darin befindende
Einwohner kaum darin ihre nöthige Nahrung finden würden, wann nicht
dergleichen Manufacturen und besonders die band fabrique denen selben
das nöthige geld auß anderen ländern zu erwerben vermögend wären".
Es sei nach Känel von Sachverständigen schon öfter berechnet worden,
daß der Bandweberlohn jährlich ungefähr 800.000 fl. Reichsvaluta betrage,
wozu noch große Summen für die Färber, Schreiner, Schlosser und andere
Gewerbetreibende kämen, die mit der Bandweberei in Zusammenhang
stünden. Auch die ganze Umgebung zöge, wie er sagt, Nutzen von dieser
Entwicklung; so sollen einige Dörfer allein durch diesen Gewerbszweig
jährlich gegen 60.000 fl. gewonnen haben. Känel spricht dann auch vom
Kanton Bern, wo er selbst gegen zweihundert Mühlstühle „aufgerichtet und
fortgeführt" habe.
Eine weitere Nachricht, die uns zur Beurteilung der Schweizer Band-
erzeugung, zugleich auch für die Geschichte der österreichischen Band-
weberei, sehr wichtig erscheint, findet sich im Archive des k. und k. Gemein-
samen Finanzministeriums. Es ist ein dem Commercien-Rat übersendeter
Auszug aus dem Berichte des k. k. Residenten in der Schweiz I. A. von
Nagel (aus Basel vom 30. August 1768) an den Hof- und Staatskanzler Fürsten
von Kaunitz-Rietberg gerichtet. Wir müssen zum Verständnis nur voraus-
schicken, daß der gerade erwähnte Schweizer Markus von Känel zu Beginn
der Sechzigerjahre nach Wien berufen worden war, um hier die Herstellung
der Bänder auf Mühlstühlen zu verbessern, in gewissem Sinne erst ein-
zuführen. Auch müssen wir erwähnen, daß Känels Unternehmen trotz der
unleugbaren Leistungen mit gewissen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte;
es werden sich gewisse Stellen des folgenden Berichtes erst dadurch erklären.
Wir erfahren aus dem Berichte also, daß der „Assozirte" eines großen
Basler I-Iandlungshauses, namens Buxdorff, eine zunächst ganz geheim
gehaltene Reise durch Österreich gemacht habe. Von Nagel vermutete, daß
sich diese Fahrt „auf den Stahl-Handel in Steyermark oder auf die etwa
abgezielte Trennung der Band-Fabrique in Wien gefasset habe; weilen man
hier Orts [in Basel], in Ansehung des andurch abgehenden großen Gewinns,
und Besorgniß, daß der Bänder-Verschleiß aus denen Erblanden sich auch
ohnfehlbar in die Reichs-Landen verbreiten müßte, es an Geld und Mühe
nicht ermangeln lassen würde, um dieselbe ins stecken [Stocken] zu ver-
' im k. und k. Gemeinsamen Finanzministerium. Auch der Entwurf des Schrikslückes ist (bei Fräulein
Pimmer, siehe Seite 437- Anmerkung '") erhnlten. Er weicht nur in wenigen Warten nb. Wir folgen dem
Enrwurfe, weil wir von diesem zufällig eine genauere Abschrift nehmen konnten.